Wenn das Folkrock-Subgenre Slowcore auf Jazz trifft – dann hört sich das so an wie die neue Live-Platte von Spain. Die Band um den Bassisten und Sänger Josh Haden verschmilzt die gegensätzlichen Stile kongenial.
Acht ausgedehnte, mit oft psychedelisch-jazzigen Improvisationen aufgeladene Tracks enthalten die vier Seiten des nur auf Vinyl (plus Download-Code) erschienenen Doppelalbums «Live At The Love Song» (Glitterhouse/Indigo). Mitgeschnitten wurden die Titel aus dem Spain-Katalog zwischen Mai 2016 und März 2017 in einem kleinen Club in Los Angeles, dem Love Song eben. Die Aufnahmen sind nicht gerade HiFi, dafür aber so authentisch, wie man selbst ein Clubkonzert oft erlebt – inklusive Gequassel an der Bar.
Neben Josh Haden, dem Jazz-affinen Sohn des großen Kontrabassisten und Komponisten Charlie Haden (1937-2014), gehören derzeit Kenny Lyon (Gitarre), Danny Frankel (Schlagzeug) und Shon Sullivan (Keyboards) zu Spain. Die Band entstand 1993 als Alternative-Rock- und Americana-Truppe. Sie war ein Pionier der Slowcore-Bewegung, zu der auch Low, Red House Painters, Dakota Suite, Mazzy Star oder Cowboy Junkies gehörten.
Nach längeren Pausen kehrten Haden und Co. 2012 mit dem wunderbar melodischen Album «The Soul Of Spain» zurück und veröffentlichen seither wieder regelmäßig beim feinen deutschen Indie-Label Glitterhouse. Die anspruchsvollen Lieder der L.A.-Gigs werden gekrönt von Gastauftritten befreundeter Musiker, etwa Joshs Schwester Petra Haden oder der berühmte Jazz-Gitarrist Bill Frisell in «Ray Of Light». Das Doppelalbum verkürzt die Wartezeit bis zur siebten Studioplatte, an der Spain derzeit werkeln.