Das Hoch von Bottas ist Vettels Glück

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Für den sonst so coolen Finnen Valtteri Bottas kam seine Reaktion nach dem Sieg in Spielberg auf der Pressekonferenz geradezu einem Gefühlsorkan gleich.

Als der Zweitplatzierte Sebastian Vettel allen Ernstes behauptete, er „glaube“ der Technik die sensorgemessenen 0,201 Sekunden Reaktionszeit beim Turbostart des Mercedes-Piloten nicht, konnte sich der etwas ungläubig umschauende Bottas einen kleinen Lachanfall nicht verkneifen.

Offiziell wurde der Vorfall bekanntlicherweise zwar untersucht, bestraft wurde Bottas nicht.

Bottas pirscht sich an Hamilton heran

Es platzte einfach heraus aus dem 27-Jährigen, was selten genug vorkommt. Doch angesichts seiner souveränen Vorstellung in Spielberg und dem zweiten Formel-1-Sieg seiner Karriere gab es für Bottas durchaus noch mehr Grund zur ausgelassenen Freude.

Wie schon in Sotschi ließen ihn auch dieses Mal die Attacken des vierfachen Weltmeisters aus dem Ferrari-Cockpit an der Spitze am Ende unbeeindruckt.

Der Lohn: Durch den vierten Platz von Lewis Hamilton pirschte sich der WM-Vierte vom Vorjahr bis auf 15 Punkte an seinen Teamkollegen heran, der seinerseits 20 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Vettel aufweist – alles Abstände, die innerhalb eines Rennens zu kitten sind.

Glaube an WM-Chance ist da

Auf die Frage, seit wann er an seine WM-Chance glaube, antwortete Valtteri Bottas nun: „Seitdem ich bei Mercedes unterschrieben habe.“

Wohlwissend, dass diese Meinung bis zuletzt nicht viele im Fan- und Fahrerlager vertraten, wenngleich Teamkollege Hamilton dies öffentlich immer wieder bestritt: „Für mich war er immer Teil dieses Kampfes, nur ihr Jungs habt aus der WM einen Zweikampf gemacht“, ließ der 32-Jährige die Journalisten jetzt wissen.

Auch sein größter Widersacher Sebastian Vettel schlägt in die gleiche Kerbe: „Er sitzt in einem der schnellsten Autos und ist einer der schnellsten Fahrer.“ Warum sollt er also kein Titelkandidat sein“, so der Heppenheimer, „ich denke, das war er die ganze Zeit.“

Ferrari lacht sich ins Fäustchen

Insgeheim dürfte man sich im Ferrari-Lager angesichts der neuerlichen Konkurrenz ohnehin ins Fäustchen lachen: Während Kimi Räikkönen für die Spitze zu langsam ist, nehmen sich die zwei starke Silberpfeile die Punkte im Moment gegenseitig weg.

In Bahrain musste Bottas seinerzeit Hamilton noch per Teamorder ziehen lassen. Spannend wird es nun zu beobachten sein, wie Motorsportchef Toto Wolff ähnliche Situationen in Zukunft lösen will.

„Wir gehen damit genauso um, wie in der Vergangenheit. Für Lewis war es besser, das Valtteri den Sieg hier geholt hat und nicht Vettel. Ausserdem, wir sind noch nicht einmal bei der Hälfte der Rennen angelangt und zählen schon die Punkte“, sagte der Österreicher, wohlwissend, dass da noch das ein oder andere teaminterne Problem auf ihn zukommen könnte, wenn sich der Dreikampf weiter so zuspitzt.

Noch hält Hamilton still

Dann spätestens dürfte auch die Charme-Offensive von Lewis Hamilton ein Ende haben, die der Brite seit der Ankunft des Nachfolgers von Nico Rosberg fährt. Von einer „großartigen Harmonie“ in einem Team, das „vereint ist wie nie“, war vor drei Wochen noch die Rede.

Sollte Bottas, der nach den ersten drei Rennen als Mercedes-Pilot inklusive Teamorder pro Hamilton schon als sichere Nummer zwei abgestempelt war, allerdings so weitermachen, könnte die Stimmung kippen.

In den vergangenen vier Rennen landete er gleich dreimal vor seinem Teamkollegen, wobei Hamilton mit Widrigkeiten wie einem Getriebetausch oder einem sich lösenden Helmbauteil zu kämpfen hatte.

Statistik: Bottas wird Weltmeister

Geht es nach einer kuriosen Statistik, hat Bottas seit Spielberg einen WM-Titel ohnehin schon sicher: Vor ihm wurde jeder finnische Mehrfachgewinner in der Formel 1 auch Weltmeister. Mika Häkkinen, Keke Rosberg und Kimi Räikkönen, allen dreien war dieses Kunststück vergönnt.

Ob sich Bottas gleich in seiner Premierensaison bei einem Topteam in diese Riege einfügt, ist derzeit angesichts seines Rückstandes und der bärenstarken Konkurrenz zwar (noch) nicht sehr wahrscheinlich.

Unmöglich aber keineswegs mehr.

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