Mercedes degradiert Bottas: Bauernopfer statt Titelkandidat

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Nach dem Sieg in Sotschi war Valtteri Bottas noch der gefeierte Mann, der selbstbewusst vom WM-Titel sprach. Doch nur zwei Wochen später musste er nicht nur nach Sebastian Vettels Ansicht als „Bremsklotz“ für Lewis Hamilton herhalten.

Vor der Saison vermuteten einige Experten, dass Mercedes Bottas nur holte, damit es eine klare Hackordnung im Team gibt. Es sollte nicht erneut zum Krieg der Sterne kommen, wie es bei Hamilton und dem zurückgetretenen Weltmeister Nico Rosberg der Fall war.

Nach dem Spanien-GP sieht es so aus, als könnten die Unkenrufer Recht behalten. Über 40 Punkte beträgt Bottas‘ Rückstand auf den WM-Führenden Vettel und seine jüngste Rolle deutet darauf hin, dass Mercedes im Duell mit Ferrari auf seinen Starpiloten Hamilton setzen wird.

Bottas übernimmt Bremsklotz-Job

In Barcelona musste Bottas auf alten Reifen so lange auf der Strecke bleiben, bis der Finne von dem bereits in der Box gewesenen Vettel eingeholt wurde und diesen ausbremsen konnte.

Mercedes erklärte zwar, dass man eine Einstoppstrategie versucht hatte – doch Vettel oder Hamilton hätte man damit nicht gefährden können und um Platz drei gegen Red Bull zu verteidigen, brauchte es wahrlich keine Taktikspielchen.

In erster Linie sollte Bottas den Ferrari-Piloten einbremsen – das sah Bottas genauso: „Ich habe alles getan, um Sebastian hinter mir zu halten, damit er Zeit verliert. So läuft es nun mal. Das war zu diesem Zeitpunkt mein Job, meine Mission.“

Sein Boss Toto Wolff lobte seinen Schützling für dessen Teamarbeit: „Valtteri hat eine wichtige Rolle für Lewis‘ Sieg gespielt.“

Vettel: „Hätten es genauso gemacht“

Man kann von der Aktion von Mercedes halten, was man will – verboten ist sie nicht und sogar Vettel gab zu: „Der Kampf mit ihm hat wohl drei oder vier Sekunden gekostet. Aber wir hätten das andersrum genauso gemacht.“

Doch Ferrari hätte diese Strategie sicher auch nur angewandt, wenn Kimi Räikkönen derjenige gewesen wäre, den man jeder Siegchance beraubt hätte – so wie es Mercedes mit Bottas tat.

Oder kann sich jemand vorstellen, dass Mercedes auch Hamilton den Bremsklotz für Bottas spielen lassen würde, wenn dieser in dessen Position gewesen wäre?

Hamilton freut sich für Bottas 

„Es macht so viel mehr Spaß, gegen einen anderen Rennstall zu kämpfen, als ein Duell mit deinem Stallgefährten zu haben. Ich spüre bei Mercedes keine Anspannung“, sagte Hamilton nach dem Rennen und stellte klar, dass er im WM-Kampf nur einen Rivalen fürchtet.

Hamilton wurde sogar noch deutlicher: „Als Valtteri in Russland gewonnen hat, da habe ich mich ehrlich für ihn gefreut. Und heute hat Bottas eine wichtige Rolle als Teamgefährte gespielt, um sich gegen ein anderes Team zu wehren. Und auch wenn Bottas leer ausging, gebührt ihm Dank für seine Rolle im Rennen.“ 

Dass Hamilton sich über Siege seines Teamkollegen freut, dürfte ein Novum in seiner Formel-1-Karriere sein und ist wohl der Tatsache geschuldet, dass er sich ziemlich sicher in seiner Rolle als Nummer 1 bei Mercedes fühlt.

Bottas zieht gegen Hamilton zurück

Auch wenn Bottas öffentlich nichts von einem Nummer-2-Status nicht wissen will, weiß er wohl, dass er in engen Situation hinter Hamilton anstehen muss. Dass er diese Rolle – anders als Hamilton – gut ausfüllen kann, zeigte er bereits am Start, als er den schlecht startenden Hamilton nicht attackierte.

„Er war fast neben Lewis und hätte reinstechen können. Aber so ein Manöver gegen einen Teamkollegen wäre zu riskant gewesen“, sagte Wolff und sprach davon, dass Bottas den Briten mit seinem „brillanten“ Manöver „geschützt“ habe.

Doch wer in solchen Zweikämpfen zurückzieht und Hamilton schützen will, wird von diesem aufgefressen – das musste auch Rosberg anfangs auf die harte Tour lernen.

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