Eigentlich steht es zwischen Deutschland und Russland nicht zum Besten. Die Krisen in Syrien und der Ukraine belasten das Verhältnis der beiden Staaten zueinander. Doch beim Spitzentreffen in Sotschi war die Laune erstaunlich gut.
Im russischen Kurort Sotschi herrschte heute ein blauer Himmel. Nur kleine Wölkchen trübten den Sonnenschein. Die Temperaturen waren angenehm. Perfekte Bedingungen für den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (62) am Schwarzen Meer.
Im frühlingshaften grünen Blazer machte die deutsche Kanzlerin heute Russlands Präsident Wladimir Putin (64) in dessen Sommerresidenz ihre Aufwartung. Beide Staatschefs wirkten gut gelaunt. Und das trotz ernster Themen, die besprochen wurden.
«Wichtiger Partner»
Merkel warb zu Beginn des Treffens für Zusammenarbeit zwischen Berlin und Moskau. «Russland ist natürlich ein wichtiger Partner», erklärte Merkel. Und Putin lobte gleich zurück: «Mit ihr sind es immer sachliche und produktive Gespräche.»
Diese gegenseitige Wertschätzung ist wichtig. Denn die Beziehung zwischen Deutschland und Russland ist angespannt. Jüngst sorgte Putin mit seiner Unterstützung des syrischen Diktators Bashar al-Assad (51) für Empörung. Assad soll für einen brutalen Giftgasangriff verantwortlich sein, bei dem zahlreiche Zivilisten, darunter viele Kinder, starben. Daneben belastet die Ukraine-Krise das Verhältnis.
Neben den vielen Konflikten wurde auch über die Themen des bevorstehenden G-20-Gipfels gesprochen. Die Konferenz der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer findet Anfang Juli in Hamburg (D) statt.
Hoffnung auf Entspannung
Es ist das erste Treffen der beiden Staatenlenker in Russland seit Mai 2015. Der Besuch nährt Hoffnungen auf eine Entspannung des vor allem durch den Ukraine-Konflikt gestörten Verhältnisses zwischen Merkel und Putin.
Dieser Konflikt belastet das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland seit drei Jahren. Die Umsetzung eines unter Merkels Vermittlung ausgehandelten Friedensplans für die Ostukraine kommt nicht voran. Dort bekämpfen sich Regierungstruppen und prorussische Separatisten.
Der Westen sieht Moskau in der Pflicht, Druck auf die Separatisten auszuüben, damit diese den Friedensplan umsetzen. Zudem hatte die EU nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 Sanktionen gegen Moskau verhängt. Moskau sieht Kiew in der Pflicht, die Verpflichtungen zu erfüllen.
Positive Bilanz
Das Treffen der beiden Staatsoberhäupter kann nur mit wenigen Ergebnissen punkten. Merkel und Putin haben ihre Standpunkte vertreten, ein echter Dialog ist aber noch nicht in Sicht. Dennoch war der Besuch der Bundeskanzlerin wichtig, um die Beziehung zu Russland zu stärken. Nach dem Besuch sind zwar weiterhin viele Konflikte ungelöst, doch die Bundeskanzlerin sieht das Treffen positiv. «Wir müssen uns immer wieder bemühen, darüber sprechen. Und bei jedem Gespräch lernt man auch etwas», sagte Merkel an der Pressekonferenz. (SDA/noo/jmh)