Mehr als 60 Filme hat Jonathan Demme gedreht. Doch keines der Werke dieses Regisseurs ist annähernd so präsent wie «Das Schweigen der Lämmer».
Dieser Blockbuster von 1991 hat in den Köpfen von Millionen Kinogängern eindrückliche Bilder hinterlassen. Vor allem das Gesicht des Serienkillers Dr. Hannibal Lecter (Anthony Hopkins), fast völlig verdeckt von einem ledernen Maulkorb.
Demme hat immer wieder Extreme aus Darstellern herausgeholt. Unter seinen geschickten Regieanweisungen verwandelte sich auch die sonst so nette Brünette Anne Hathaway in der Komödie «Rachels Hochzeit» (2008) in die kaputte, kettenrauchende Schwester der Braut. Der Amerikaner drehte noch bis kurz vor seinem Tod. Am Mittwoch starb er im Alter von 73 Jahren. Obwohl er zur ersten Garde Hollywoods gehörte, war sein Privatleben nie ein großes Thema in den Schlagzeilen.
Demmes Karriere begann 1974 mit dem brutalen Billig-Machwerk «Das Zuchthaus der verlorenen Mädchen». Es folgten Regiearbeiten für Kino und Fernsehen, etwa bei der Krimiserie «Columbo» mit Peter Falk. Seine Doku «Stop Making Sense» (1984) über die Band Talking Heads zählt nach Meinung vieler Kritiker zu den besten Musikfilmen. Daneben begeisterte sich Demme für Musikvideos und stand Popstars wie Bruce Springsteen, Suzanne Vega und Chrissie Hynde als Regisseur zur Seite.
«Das Schweigen der Lämmer» brachte ihm endlich den Oscar für die beste Regie ein, zudem war der Psychoschocker sein erster großer Erfolg an den Kinokassen. Mit dem Aidsdrama «Philadelphia» erntete Demme zwei Jahre später wieder reichlich Applaus und eine weitere Oscar-Nominierung. Tom Hanks in der Rolle eines Aidskranken wurde 1994 mit Hollywoods wertvollster Trophäe ausgezeichnet. Demme hatte sich zuvor bereits mit der Gangsterkomödie «Die Mafiosi-Braut» 1988 seine erste Oscar-Nominierung verdient.
Der 1944 in Long Island (US-Staat New York) geborene Filmemacher hatte sich als Student zunächst für Chemie und Veterinärmedizin eingeschrieben. Neben dem Studium verfasste der Kino-Fan Filmkritiken und Werbetexte für Filmproduktionen. Als er in den 70er Jahren den Low-Budget-Produzenten Roger Corman kennenlernte, wechselte Demme endgültig das Fach und fing als Drehbuchschreiber an.
Keinen Erfolg hatte Demme als Regisseur später mit dem Remake des Audrey Hepburn/Cary Grant-Thrillers «Charade»: Seine Version mit dem Titel «Die Wahrheit über Charlie» floppte 2002 an den US-Kinokassen und kam in Europa gar nicht erst ins Kino. Doch er versöhnte Kritiker und Publikum mit der Neuverfilmung des Kultklassikers «Der Manchurian Kandidat» (2004) mit Denzel Washington und Meryl Streep.