Erhöhte Jod-Strahlenwerte über Europa: Atom-Unfall bei russischem Schiffswrack?

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OSLO – Über Europa schwebt seit Wochen eine radioaktive Jod-Wolke. Die Ursache dafür könnte ein russischer Atom-Friedhof in der Arktis sein.

In mehreren Teilen Europas werden seit Wochen erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes Jod-131 gemessen. Grund zur Sorge gebe es aber nicht, teilte die tschechische Strahlenschutzbehörde mit. Die Werte seien sehr tief und lägen an der Grenze der Messbarkeit.

Die Werte waren in der zweiten Januarwoche plötzlich angestiegen. Zuerst bei Messstationen in Norwegen, später auch in Finnland, Polen, Tschechien, Frankreich, Spanien und Deutschland.

Die Ursache ist völlig unklar. Da Jod-131 eine Halbwertszeit von nur acht Tagen hat, muss die Freisetzung Anfang Jahr stattgefunden haben. Denkbar ist, dass der Stoff bei einem Hersteller radioaktiver Medikamente ausgetreten ist.

Britische Medien befürchten hingegen, dass Russland auf der Insel Nowaja Semlja einen nuklearen Sprengsatz getestet haben könnte. Geologen dementieren aber: Es sei keine entsprechende seismische Aktivität festgestellt worden.

Keine Spuren in der Schweiz

Wahrscheinlicher sei, dass es zu einem nuklearen Unfall gekommen ist. Das schreibt die «Bild»-Zeitung. Möglicherweise habe eines der radioaktiven russischen Schiffswracks mehr Strahlung als zuvor freigesetzt.

Am Boden der Barentssee nördlich von Skandinavien liegen mehrere Wracks mit nuklearen Antrieben. Bei der Halbinsel Nowaja Semlja haben die Russen einen Atommüll-Friedhof im Meer errichtet; hier wurden unter anderem mit Atommüll beladene Schiffe, Fässer mit Atommüll, Atomreaktoren sowie verstrahlte Maschinenteile versenkt. 

Norwegische Behörden sagten, dass zum Zeitpunkt der ersten Messung vor der norwegischen Küste sehr stürmisches Wetter geherrscht habe.

Die US-Luftwaffe hat ein Messflugzeug losgeschickt, das radioaktive Substanzen in der Luft aufspüren kann.

Wurde das radioaktive Jod auch bei uns festgestellt? «In der Schweiz wurden keine Spuren von Jod-131 nachgewiesen», heisst es beim Bundesamt für Gesundheit auf Anfrage von «Bluewin».

Jod-131 ist ein künstliches Radionuklid. Es wird unter anderem in der Medizin als Kontrastmittel sowie als Strahlentherapie bei Schilddrüsenkrebs verwendet. (gf)

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