Welche Kommissare ermitteln im Polizeiruf 110 aus Brandenburg?
Eine gefühlte Ewigkeit knatterte Dorf-Sheriff Horst Krause durch Brandenburg und scherte sich kaum um Spannung oder Tempo. Dann bekam er mit Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) eine neue Vorgesetzte und ein frischer Wind wehte plötzlich durch die verschlafenen Alleen. Der hat sich mittlerweile zur veritablen Brise gemausert. Seit 2015 bildet Olga Lenski mit dem polnischen Kommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz), zu Deutsch Adam Möwe, das erste deutsch-polnische Duo der deutschen Krimi-Landschaft. Ermittelt wird nun in der Grenzstadt Frankfurt an der Oder und ihrer in zwei Staaten liegenden Umgebung.
Beide Kommissare pflegen ein professionelles Verhältnis zueinander, welches zu Beginn der Episode Heimatliebe allerdings gestört scheint. Als Olga Lenski ihre Tochter zur Arbeit mitbringt, weil ihre Lehrerin krank wurde, reagiert ihr Kollege überraschend gereizt, obwohl er selbst Familienvater ist. Ob an dieser Stelle auf die Problematik fehlender Betreuungsplätze hingewiesen werden soll bleibt ein Geheimnis der Autoren, glücklicherweise ist die seltsam anmutende Szene einer der wenigen Störfaktoren in einem insgesamt runden und gelungenen Polizeiruf 110.
Worum geht es im Polizeiruf 110Heimatliebe?
Wojciech Sekula wohnt mit seinem Sohn Tomasz und seiner deutschen Frau Jenny im polnischen Dorf Zimove, unweit fließt die Oder und bildet die Grenze zu Deutschland. Eines Tages wird sein Stall angezündet, dann wird sein Vieh getötet. Doch erst als Kinder einen abgetrennten Finger auf seinem Feld finden, übernimmt Kommissar Adam Raczek die Ermittlungen.
Seine Kollegin Lenski bekommt es derweil auf der deutschen Seite mit einem seltsamen Fall zu tun, der sie mit einem alten Bekannten zusammenführt. Nachdem der vermeintliche Reichsbürger Bernd Jaschke einen Finanzbeamten als Geisel nimmt, taucht plötzlich der Bürgermeister des Dorfes Seedow-Winterfeld auf und bringt den störrischen Jaschke wie durch Zauberhand zum Einlenken. Einst war der Politiker mit Olga Lenskis Mutter liiert, entsprechend freundlich fällt das Wiedersehen aus. Doch wie hängen beide Fälle zusammen und welche Rolle spielt dabei die sogenannte Provinz Brandenburg?
Mareks Polizeiruf 110-Kritik: Das erste Saison-Highlight kommt aus Brandenburg
Mit dem Polizeiruf 110 Heimatliebe erreicht uns die zweite Landpartie in kurzer Zeit. Doch während in der Magdeburger Episode Mörderische Dorfgemeinschaft brav nach Schema F ermittelt wurde, haben Lenski und Raczek deutlich mehr zu bieten. Zwar sind die Drahtzieher im Hintergrund irgendwann keine wirkliche Überraschung mehr, dennoch verfügt das Drehbuch von Regisseur Christian Bach über genügend unvorhersehbare Wendungen, die den Spannungsbogen bis zum Schluss hoch halten.
Glaubt man anfangs, einer weiteren Abhandlung zum Thema Reichsbürger und ihre Wut auf den deutschen Rechtsstaat beizuwohnen, so schlägt der Polizeiruf 110 bezüglich der Motivation seiner handelnden Figuren überraschende Haken und gewinnt dem titelgebenden Thema ungeahnte Facetten ab. Trotz der hohen Anzahl falscher Fährten driftet der Polizeiruf 110 nicht zur Räuberpistole über Wutbürger, Heuschrecken und frustrierte Landbewohner ab, sondern nimmt sein Thema ernst. Auch wurde darauf geachtet, dass die Geschichte auf historisch plausiblen Begebenheiten basiert, was Heimatliebe insgesamt zu einer stimmigen Angelegenheit macht. Christian Bach nutzt die einmaligen Voraussetzungen eines deutsch-polnischen Krimis konsequent aus, was den 379. Polizeiruf 110 zu einer Bereicherung für die gesamte Reihe macht. So kann es an der Oder gern weitergehen.
Die Polizeiruf 110-Episode Heimatliebe wurde am Sonntag, dem 25. August 2019 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist jetzt in der Mediathek als Wiederholung im Stream verfügbar. Kommenden Sonntag übernimmt dann wieder der Tatort, dessen Sommerpause jüngst mit der der Episode Nemesis aus Dresden endete.