Wenn Kommissar Hanns von Meuffels am Sonntag (16. Dezember, 20.15 Uhr) zum letzten Mal im Münchner „Polizeiruf 110“ ermittelt, endet eine kleine Fernseh-Ära. Matthias Brandt verabschiedet sich nach sieben Jahren und 15 Folgen als Fernseh-Kommissar. Mit dem Schritt, so sagt er im Interview der DPA, will er die Arbeit schützen, die er so gerne gemacht hat.
Hat von Meuffels Ihrer Ansicht nach den Abschied bekommen, den er verdient?
Da habe ich mir – ehrlich gesagt – keine Gedanken drüber gemacht. Ich bin nach dem letzten Drehtag und der letzten Szene frohen Herzens vom Set gegangen und habe das Gefühl, dass es so schon richtig war.
Hatten Sie seit dem letzten Drehtag im April Momente, in denen Sie es sich beinahe anders überlegt hätten?
Nein. Und wenn es so wäre, wäre es ja auch zu spät gewesen. Ich habe mich sehr bewusst und willentlich dazu entschlossen, dass man das jetzt zu Ende führen sollte und es wäre ja komisch, wenn ich dann da einen Rückzieher gemacht hätte.
Ein Grund für Ihre Entscheidung, sich vom Kommissar zu verabschieden, war, dass Sie keine Gewohnheit aufkommen lassen wollten. Gab es denn schon Anzeichen dafür?
Die wollte ich ja gar nicht erst aufkommen lassen. Das war eine Arbeit, die ich sehr gerne gemacht habe und die wollte ich gewissermaßen auch schützen.
Wie füllen Sie denn nun die Zeit ohne den „Polizeiruf“?
Das war ja immer nur ein Teil meiner Arbeit. Ich habe immer sehr viele andere Sachen auch gleichzeitig gemacht und darum wird sich da für mich so gravierend gar nichts ändern.
Das heißt, Sie rechnen nicht mit deutlich mehr Freizeit?
Ich habe immer schon genug Freizeit gehabt, und darauf achte ich auch. Das ist für mich persönlich wichtig, aber auch für die Arbeit, glaube ich. Ich finde es bei einem Schauspieler wichtig, dass er das, was er erzählt, aus dem Leben holt. Das muss man sich als Schauspieler natürlich leisten können, aber ich hatte das Glück, dass das bei mir so war.
Was aus Ihrem Leben konnten Sie denn nutzen, um die Geschichte von Kommissar von Meuffels zu erzählen?
Es gibt jetzt keine großen Parallelen zwischen ihm und mir. Ich finde es als Schauspieler in erster Linie wichtig, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Mir gefiel an Meuffels immer besonders, wie offen der in Situationen reingegangen ist. Der hat sich immer jedem Menschen, dem er begegnet ist, gestellt und hat ihn genau angeschaut.
Wie hat sich der Kommissar im Laufe der Jahre verändert?
Ich weiß nicht, ob er sich so verändert hat, aber man hat ihn besser kennen gelernt. Je mehr man miteinander erlebt, desto mehr erfährt man auch von einem Menschen – ob man jemanden dann auch genauer sieht, das sei mal dahingestellt. Er ist schon ungewöhnlich, dass man eine Rolle so lange spielt. Ich hatte vorher keine Fantasie dafür und bin auch froh, dass ich das gemacht hab. Das fand ich toll, dass man gar nicht so unter Druck steht, alles in 90 Minuten erzählen zu müssen. Das kam mir sehr entgegen.
Können Sie sich vorstellen, einen anderen Fernseh-Kommissar zu spielen?
Das weiß ich nicht. Das hat sehr viel mit Konstellationen zu tun, in denen man arbeitet. Das sind ja immer ergiebige und interessante Figuren, aber ich würde jetzt keine Figur suchen, die dem von Meuffels sehr ähnelt.
Sitzen Sie eigentlich auch am Sonntagabend auf dem Sofa?
Ganz ehrlich gesagt nicht. Ich bin kein Sonntags-Krimi-Gucker. Aber mit dem Fernsehen ist es ohnehin schwierig für mich. Die eigenen Sachen sind Arbeit und kein Vergnügen und auch bei der Arbeit von Kollegen ist es nicht leicht, da einen freien Blick zu bewahren.
Was passiert eigentlich, wenn Sie sich selbst zufällig im Fernsehen sehen?
Ich bin jetzt nicht mehr so überrascht wie als junger Schauspieler. Das ist doch ein sehr professioneller Blick, den man da hat. Es ist selten Spaß, sich selbst im Film zu sehen.
Ihr letzter „Polizeiruf“ heißt ausgerechnet „Tatorte“ – wie die Konkurrenz am ARD-Sonntag…
Ich hab mir das nicht ausgedacht, ich fand’s aber lustig und irgendwie schön. Ich hab das nie als größere Konkurrenz empfunden. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen, die Münchner „Tatort“-Kollegen und ich. Ich fand es irgendwie charmant und habe gelacht.
Matthias Brandt ist der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. Er trat im Münchner „Polizeiruf 110“ als Kommissar Hanns von Meuffels in die Fußstapfen des 2009 gestorbenen Jörg Hube.
Tatort Wissen für Angeber 19.30