„Tatort“ aus Freiburg: Lohnt sich Heike Makatschs „Tatort“-Debüt?

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Worum geht’s in diesem „Tatort“?

Im Freiburger Jobcenter wird der Mitarbeiter Holger Kunath tot an seinem Schreibtisch gefunden. Die nach langjähriger Abwesenheit in ihre Heimatstadt Freiburg zurückgekehrte Hauptkommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) ermittelt unter den Kunden, die ein Motiv hätten: Da ist Cornelia Mai, die mit ihrer 16-jährigen Tochter Melinda aus ihrer Wohnung ausziehen muss, weil Kunath die amtliche Zahlung für die Miete nicht überwiesen hat. Jutta Kunath, die Witwe des Toten, hat ganz ähnliche Probleme: Sie bangt um ihre Eigentumswohnung in einem schicken Freiburger Öko-Quartier, wo sie mit Sohn Titus wohnt. Über die Kinder Melinda und Titus entfaltet sich ein neuer Erzählstrang über Schüler, die in ihrer Freizeit „Biokiffen“ und allerhand anderen Unfug treiben. Irgendwie scheinen auch die Jugendlichen etwas mit dem Fall zu tun zu haben.

Warum lohnt es sich?

Der „Tatort“ erfreut mit einigen schönen Bildern der Stadt Freiburg, die Lust machen, ins Breisgau zu fahren. Dazu gibt es ein Wiedersehen mit der großen Angela Winkler, die Ellen Berlingers Mutter spielt.

Was stört?

tatort-lannert 14.50Überlastete Mitarbeiter im Jobcenter. Die Statusängste der Mittelschicht. Gentrifizierung von Stadtteilen und Vertreibung durch große Investoren. Gefährliche Ohnmachtspiele von Jugendlichen. Eines dieser Themen allein hätte schon gereicht, doch dieser „Tatort“ ist vollgepackt mit gesellschaftlichen Problemen, was die Folge unnötig verkompliziert. Zu allem Überfluss wird der Fall überlagert von der persönlichen Geschichte der Ermittlerin: Als sie vor 15 Jahren Freiburg verließ, ließ sie ihre gerade geborene Tochter Niina zurück, die bei Ellen Berlingers Mutter aufwuchs. Nach dieser langen Zeit tritt Berlinger nun ins Leben ihrer Mutter wie ihrer Tochter – und ist zudem noch schwanger. Allein dieser Strang könnte ein 90-minütiges Melodram füllen. Ein konfuses Drehbuch (Autor: Thomas Wendrich), das von allem zu viel hat.

Die Kommissare?

Dieser „Tatort“ ist komplett auf Heike Makatsch zugeschnitten. Ihre Figur ist als Einzelgängerin angelegt, was dem Film nicht gut bekommt. Denn dadurch fehlt ihr der Sparringspartner, um Dialoge in Gang zu setzen und Gedanken wie Gefühle zu verbalisieren. So bleiben die Motivation und das Wesen der Figur verborgen. Was die Ermittlerin antreibt, das erschließt sich dem  Zuschauer nicht. Vor allem fehlt dadurch der Raum für Humor. Makatschs Dauerpräsenz in diesem „Tatort“ führt dazu, dass die zu der Zeit schwangere Schauspielerin sogar Action-Szenen leisten und wilde Verfolgungsjagden veranstalten musste.

Ein- oder ausschalten?

Für ihren zweiten „Tatort“-Einsatz bekam Heike Makatsch einen kompletten Neustart verordnet. Wer sich ihr Debüt ansieht, ahnt, weshalb. Sie können den Fernseher also ruhig auslassen.

Diese „Tatort“-Folge „Fünf Minuten Himmel“ wurde erstmals Ostern 2016 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am Freitag, 2. November, um 22 Uhr.

Tatort Wissen für Angeber 19.30

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