- 2 von 5 Punkten
- Nach „Babbeldasch“ ist „Waldlust“ der zweite Improvisations-„Tatort“ mit Kommissarin Lena Odenthal. Dieses Mal gelingt das Experiment besser, geglückt ist es trotzdem nicht.
Worum geht’s?
Nach dem Ausscheiden von Kommissar Kopper aus dem Ermittler-Team, sollen seine Kollegen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), Johanna Stern, Edith Keller und Peter Becker bei einem Trainings-Wochenende als Team neu zusammengeschweißt werden. Gemeinsam mit dem Mentor Simon Fröhlich fahren sie in ein entlegenes Hotel im winterlichen Schwarzwald. Doch die einstige Nobelherberge, der „Lorenzhof“, entpuppt sich als ziemlich heruntergekommene Villa, in der seltsame Dinge geschehen und merkwürdige Personen hausen. Allen voran der Besitzer Bert Lorenz, genannt Humpe, und seine Nichte Doro. Auch die beiden Dorfpolizisten, das Ehepaar Elli und Jörn Brunner, scheinen etwas zu verbergen. Spätestens als die Truppe um Lena Odenthal beim Abendessen im vegetarischen Gemüseragout einen menschlichen Knochen entdeckt, ist klar, dass sie hier ein neuer Fall erwartet.
Warum lohnt sich dieser „Tatort“?
Das mit Abstand Beste an „Waldlust“ ist die Musik. Die Komponistin Martina Eisenreich schuf eigens für den Fall eine vierteilige Sinfonie, die von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz eingespielt wurde. Die Streicher und Bläser schaffen es schaurige Momente zu erzeugen und den bisweilen kuriosen Krimi spannend zu halten.
Interessant ist auch die Geschichte des Hotels. Im „Tatort“ heißt es „Lorenzhof“, als Vorlage diente jedoch das „Waldlust“ im badischen Freudenstadt. 1902 eröffnet, gehörte es einst zu den vornehmsten Häusern Europas, in dem Filmstars und Hochadel logierten. Ende der 40er Jahre soll sich dort sogar ein Mord zugetragen haben. Was nie bestätigt wurde, den Mythos um die Herberge jedoch zusätzlich befeuerte. Seit 2005 ist das Hotel geschlossen und verkommt zur Pilgerstätte für Fotografen, Filmteams und Gruselfreunde. Eigentlich die perfekten Voraussetzungen, um einen schaurigen Sonntagskrimi zu drehen. Der „Tatort – Waldlust“ entwickelt seine Stärken jedoch erst in den letzten Minuten. Wer bis dahin durchhält, bekommt nochmal Spannung geboten.2_Tatort_Waldlust
Was nervt?
„Waldlust“ ist nach „Babbeldasch“ der zweite „Tatort“, der ohne Drehbuch auskommt und erneut von Regisseur Axel Ranisch gedreht wurde. Auf Mundart und Laien-Darsteller hat der 34-Jährige dieses Mal verzichtet, die Dialoge sind jedoch wieder komplett improvisiert. Bei den meisten Schauspielern muss man sagen: Das merkt man. Der „Tatort“ wirkt zeitweise wie ein dilettantisches Kammerspiel einer Hobby-Truppe. Allein Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal und Heiko Pinkowksi als Hotelbesitzer Bert Lorenz stechen positiv heraus. Realtiv zu Beginn der Ermittlungen sagt Lena Odenthal: „So viel Blödsinn auf einmal habe ich wirklich in meinem Leben noch nicht erlebt.“ Zeitweise gilt das auch für diesen „Tatort“. Die Szene, als Team-Trainer Simon Fröhlich gemeinsam mit Sekretärin Edith Keller Tai-Chi praktiziert, ist an Albernheit kaum zu übertreffen.
Die Kommissare?
Über 20 Jahre ermittelte Kommissar Mario Kopper an der Seite von Lena Odenthal, doch zu Beginn dieses Jahres verabschiedete er sich mit dem Fall, der seinen Namen trägt: „Kopper“. Der „Tatort- Waldlust“ knüpft nun an Koppers Ausscheiden aus dem Team an und stellt Kriminalhauptkommissarin Johanna Stern verstärkt in den Mittelpunkt. Sie wird zur wichtigsten Figur neben Kommissarin Odenthal.
Ein- oder Ausschalten?
Wenn Sie ein wirklich spannendes Drama in verschneiter Landschaft sehen wollen, dann sollten Sie ProSieben einschalten. Dort läuft zeitgleich der preisgekrönte Film „The Revenant“, für den Leonardo DiCaprio endlich einen Oscar bekam.