Pressekonferenz in Hamburg: Bumm Bumm triff Pling Pling: Pianistin Olga Scheps vertont Scooter

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Als Scooter-Frontmann H.P. Baxxter gegen halb elf eintrifft, braucht er erst einmal einen Tee. So früh am Vormittag, das ist definitiv nicht seine Zeit. Am Vorabend war er noch im Volksparkstadion und feuerte den HSV an, jetzt sitzt er zwischen teuren Konzertflügeln in der in unmittelbarer Nachbarschaft zur Elbphilharmonie gelegenen Steinway Lounge. Von der großen Arena bis zum Konzerttempel – der 53-jährige Ostfriese hat kulturell einen weiten Weg zurückgelegt.

Den ist auch Olga Scheps gegangen. Die bekannte Konzertpianistin gibt an diesem Vormittag zusammen mit Baxxter eine Pressekonferenz. Scheps hat elf Scooter-Hits für Klavier eingespielt. Ein Projekt, das skurriler kaum sein könnte: Die 31-jährige Kölnerin überführt den in den Arenen und Großraumdiscos dieser Welt beheimateten Kirmestechno in die Welt der Klassischen Musik? „Ich dachte, ich bin einem Satire-Artikel aufgesessen“, gab auch der für diese Pressekonferenz engagierte Moderator zu.

Scooter mal ganz anders

Doch es ist den beiden Künstlern ernst, daran lassen sie keinen Zweifel. Olga Scheps gibt fünf Kostproben und spielt die von dem Komponisten Sven Helbig arrangierten Pianoversionen von „How much is the Fish“, „4 AM“ oder „Mary Got No Lamb“. Und tatsächlich ist dabei wunderbare Musik entstanden. Das Stumpfe, das dem direkten Techno Scooters innewohnt, löst sich in filigranen Klangkaskaden auf. Mal klingen die Stücke nach einem Bach-Präludium, dann schimmert der Geist der Romantik durch, und auch Minimal Music ist als Einfluss erkennbar. 

Scheps‘ Version von “One (Always Hardcore)“ gefällt H.P. Baxxter sogar so gut, dass er sich das Stück auf seiner Beerdigung vorstellen könnte. Gleichzeitig führt ihn dieses Stück ins irdische Jammertal zurück. Denn in der Variante “Auf geht’s Hamburg“ erklingt dieses Stück beim HSV nach jedem Tor der Heimmannschaft. „Gestern leider nur einmal“, wie Scooter einräumt.

Die CD „100% Scooter – Piano Only by Olga Scheps“ entstand im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Band. Daneben wird es die opulente, fünf Alben umfassende Best-Of-Box „100% Scooter (25 Years Wild & Wickel)“ geben.

Scheps will Scooter in ihr Programm aufnehmen

Olga Scheps, die nach eigener Aussage schon als Kind Scooter gehört hat, sieht durchaus Parallelen zur klassischen Musik: „Es geht um Emotionen, um Gefühle, um Vibes. Bei Scooter kommt sehr viel positive Energie rüber. In der Klassik gibt es die gleichen Emotionen.“ Für sie sei die einzig relevante Kategorie, ob die Musik gefällt oder nicht, sagte Scheps – und kündigte an, auch Scooter-Stücke in ihr Konzert-Programm aufnehmen zu wollen.

Ist also letztlich alles gleich, nur eine Frage von Geschmack? Dass zwischen den Welten von Olga Scheps und Scooter durchaus noch gewaltige Unterschiede bestehen, machte dann aber H.P. Baxxter noch einmal deutlich. Er wundere sich, wie die Pianistin immer ohne Noten spiele. Wie könne man das alles bloß behalten? „Ich hab schon Probleme, mir meine Texte zu merken.“

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