Papst Franziskus ist dem Himmel ein wenig näher gekommen und hat erstmals ins Weltall telefoniert. Der Pontifex sprach am Donnerstag per Video-Schalte mit den Astronauten der Internationalen Raumstation ISS.
Bei dem rund 25 Minuten langen Gespräch trieben das Katholiken-Oberhaupt auch philosophische Fragen um. «Wo kommen wir her und wo gehen wir hin?», fragte der 80-jährige Argentinier die sechs Raumfahrer, die 400 Kilometer von der Erde entfernt schwebten. «Welchen Platz hat der Mensch im Universum?»
Zwar gestand der Italiener Paolo Nespoli, die komplizierte Frage nicht eindeutig beantworten zu können. Dafür bedankte er sich am Ende dafür, dass der Papst sie dazu gebracht habe, über Dinge, «die größer als wir sind», nachzudenken. In Zukunft sei es hoffentlich möglich, dass auch der Papst einmal ins All fliegen könnte. Auf der ISS sind derzeit drei Amerikaner, zwei Russen und ein Italiener.
Franziskus wollte auch wissen, was die Astronauten zu ihrem Beruf gebracht habe und was sie im All wertschätzten. «Es ist die größte Freude, Gottes Schöpfung aus seiner Perspektive zu sehen», sagte der Kommandant Randolph Bresnik. Niemand könne von der Schönheit der Erde unberührt bleiben. «Wir sehen Frieden und Unbeschwertheit (…), es gibt keine Grenzen, keine Konflikte», sagte er. «Man merkt, wie zerbrechlich unsere Existenz ist.» Franziskus war sichtlich erfreut über diese Antwort.
Während der Papst im Vatikan an einem hölzernen Tisch und auf einem goldfarbenen Stuhl saß, waren die Astronauten in blauen Overalls leicht schwebend, aber brav aufgereiht in der Raumstation. «Guten Tag oder Guten Abend… wenn man im All ist, weiß man ja nie», sagte Franziskus zu Beginn, nachdem kleinere technische Schwierigkeiten überwunden waren.
Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. war der erste Papst, der mit dem Weltall telefonierte. Im Jahr 2011 plauderte der damalige deutsche Papst mit Astronauten unter anderem über die Schwerelosigkeit und über Umweltprobleme des Planeten.
Generell ist der Vatikan mittlerweile auch der Astronomie gegenüber aufgeschlossen – rund 400 Jahre nachdem die Kirche den Astronom Galileo Galilei in die Verbannung geschickt hatte. Im Mai veranstaltete der Kirchenstaat zum Beispiel eine Konferenz mit den angesehensten Kosmologen und Physikern zum Thema Urknall und Schwarze Löcher.