Wenn es sowas wie die Jungs-von-nebenan-Typen gibt, dann müssten sie wohl Beatsteaks heißen. Denn tatsächlich wirken Arnim, Bernd, Peter, Thomas und Torsten auch jenseits der 40 immer noch wie herumstromernde Nachbarskinder, die sich frei fühlen und einfach nur spielen wollen.
Es könnte aber auch an der Nähe der Band zu den Fans liegen und den inzwischen schon legendären Liveauftritten. «Es ist ein atemberaubender Blick auf eine feiernde Meute, die durch uns vielleicht kurz mal vergisst, dass das Leben nicht immer so einfach ist – ein Riesenjob für uns», beschreibt Leadsänger Arnim Teutoburg-Weiß im dpa-Interview das Gefühl auf der Bühne.
Mit «Yours» erscheint nun das achte und bisher vielseitigste Album der Beatsteaks. Die Jungs, alle mittlerweile Familienväter, haben sich für das neue Album gegenseitig wie in Jugendzeiten ihre Mixtapes vorgespielt. Haben festgestellt, dass das neue Werk so bunt wie ihre Tapes werden soll, sich nochmal vergewissert, dass sie nichts gegen Pop, aber viel gegen Kategorien haben, und dann losgelegt. «Lass doch mal kieken, wat kommt, ham wa uns jedacht. Und nun sin wa stolz wie Bolle», berlinert Gitarrist Peter Baumann zufrieden.
Auf der Platte hätten sie alle aufeinander gehört, obwohl das mit dem Ego nicht immer einfach gewesen sei, gibt Sänger Arnim zu. «Aber wir wollten auf jeden Fall der Boss sein.» So ist «Yours» ein Bandwerk geworden, ohne Management, aber mit verschiedenen Produzenten und Musikerfreunden. Mit Stereo Total zum Beispiel und Brezel Görings Achtspur-Aufnahmegerät. Oder mit den befreundeten Sprachjongleuren von Deichkind bei «L auf der Stirn» – eine Lazy-Sommersymbiose. Manche Songs riefen sogar regelrecht nach Gästen, wie zum Beispiel «Hate To Love». Der wurde so clash-lastig, dass die Beatsteaks sich einen alten Freund dazu holten, den Londoner Musiker Jamie T..
«Was trauen» wollte sich die Band aber auch. Sänger Arnim versuchte sich nach mehreren Demoaufnahmen an einem deutschen Text. Als der Moment kam, wo er nicht mehr weiter wusste, rief der Musiker bei Ärzte-Frontmann Farin Urlaub an. «Der hat dann zu mir gesagt: Wir benutzen eine ganz einfache Sprache», erinnert sich Arnim. «Sowas wie: Geh nicht weg, bleib hier. Ich bitte nur um einen Tanz mit Dir». Arnim und Farin schrieben den Song «Abbadu» dann gemeinsam zu Ende.
Das Dub-Reggae-lastige «I Do» ist im Video urkomisch umgesetzt als Fest in einer Kleingartenanlage, laut Band ein typisches Berliner Thema, das sie unbedingt drin haben wollten, «40 Degrees» ist dann wieder ein typisch eingängiger Beatsteaks-Singalong.
«Yours» wird schon kontrovers diskutiert im Netz. Manch einem fehlt auf dem neuen Album der durchgängig unverwechselbare Beatsteaks-Sound, energetisch und punklastig. Andere finden die «bunten» Beatsteaks herzerfrischend und freuen sich darüber. Dazu sagt Sänger Arnim nur: «Wozu noch einen Song wie ‚Let Me In‘ schreiben? Das würde ihn nur entwerten. Wir wollten das für uns auflösen, dass es frisch bleibt, da gehörte ’ne Reise wie die zu dem Album dazu.»