Gegensätzlicher könnten der Kunstkritiker Sebastian Zöllner und der blinde Maler Manuel Kaminski kaum sein. Auf der einen Seite der schmierige Großkotz (Daniel Brühl) auf der Suche nach der Skandalstory, auf der anderen Seite der klapprige Kahlkopf (Jesper Christensen), der so vieles besser weiß.
Die beiden geraten in der rührenden Tragikomödie «Ich und Kaminski» gehörig aneinander, die Arte am Freitag (21. Juli) um 20.15 Uhr zeigt. Es ist die Verfilmung eines erfolgreichen Romans von Daniel Kehlmann, die 2015 im Kino zu sehen war. Mehrere Gaststars sind in kurzen Auftritten zu sehen, unter ihnen Weltstar Geraldine Chaplin.
Der glücklose Sebastian Zöllner will eine Biografie über den fast vergessenen Künstler Kaminski schreiben, der als blinder Maler in die Geschichte einging. Er wittert einen Scoop: Kann Kaminski vielleicht doch sehen? Der Maler, von der Öffentlichkeit abgeschirmt durch seine strenge Tochter Miriam (Amira Casar), lässt sich nicht in die Karten gucken – schon gar nicht von Zöllner. Erst als der den Alten zu seiner Jugendliebe fahren soll, kommt die Geschichte – und damit auch die Beziehung der beiden – ins Rollen. Sie streiten über die Liebe, tragen Generationenkonflikte aus.
Es wechseln die Rollen, wer gerade mehr auf wen aufpasst. Was als satirische Komödie gedacht ist, stimmt an einigen Stellen durchaus nachdenklich.
Im Gespräch kommt der bisweilen altklug erscheinende Künstler mit philosophischen Ratschlägen daher. So antwortet er, als der mittellose Zöllner «Ich habe nichts» erklärt: «Dann werfen Sie es weg.» In einer billigen Absteige ist er es wiederum, der sich eine Prostituierte aufs Hotelzimmer bestellt.
Dass es in dem Film um Kunst geht und dass er auf einem Buch basiert, wird schon an der Gliederung nach Kapiteln deutlich. Die Übergänge sind künstlerisch gestaltet: Die Filmszenen gehen in Standbilder über, die wie Malereien wirken. Kapitelnummer und Titel werden eingeblendet. Eine unkonventionelle Umsetzung, die sowohl dem Roman als auch dem kreativen Thema gerecht wird.
Autor Kehlmann war zwar nicht an den Filmarbeiten beteiligt, nach eigenen Angaben aber im ständigen Gespräch mit Regisseur Wolfgang Becker und Autor Thomas Wendrich – über mehrere Drehbuchfassungen hinweg. «Ich habe den Film schon mehrmals gesehen und finde ihn einfühlsam, witzig, einfallsreich und im schönsten Sinn ungewöhnlich», sagte der Schriftsteller zur Kinopremiere der dpa – mehr Lob können Filmemacher wohl kaum bekommen.
Umgekehrt hat Wolfgang Becker (63) bisher wenige Stoffe gut genug befunden, um sie selbst verfilmen zu wollen. «Ich versuche stets, Filme zu finden, die ich hundertprozentig vertreten kann», sagte er der «TV Spielfilm». Bei gerade einmal neun Filmen hat er Regie geführt, darunter Klassiker wie «Good Bye Lenin!» und «Das Leben ist eine Baustelle». Mit «Ich und Kaminski» gelang ihm ein starkes Werk.