Williams dreht Zeit zurück – Finale gegen Muguruza

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Als Venus Williams ihre schönsten Pirouetten auf dem „Heiligen Rasen“ drehte, strahlte sie wie seit Wochen nicht mehr.

Die Last und die Sorgen, die sie nach ihrem tragischen Autounfall in Florida mit sich herumgetragen hatte, schienen mit einem Schlag verschwunden zu sein. Die 37-Jährige hatte in Wimbledon wieder einmal die Zeit zurückgedreht und spielt neun Jahre nach ihrem bislang letzten Triumph um ihren sechsten Titel im All England Club.

„Ich habe hier so viele Endspiele bestritten, ich konnte mir nicht mehr wünschen, aber jetzt hätte ich schon gerne noch einen Sieg dazu“, sagte Williams, nachdem sie Johanna Konta 6:4, 6:2 geschlagen und damit die britischen Hoffnungen auf den ersten Heimsieg im Dameneinzel seit 40 Jahren zerstört hatte.

Williams winkt Rekord

Am Samstag (15 Uhr im LIVETICKER) kann Williams in ihrem insgesamt neunten Wimbledonfinale als älteste Grand-Slam-Siegerin in der Ära des Profitennis (seit 1968) in die Geschichtsbücher eingehen. Sie trifft auf die 14 Jahre jüngere Garbine Muguruza, die bislang nur im hochklassigen Achtelfinale gegen Angelique Kerber einen Satz abgegeben hat.

Die Spanierin deklassierte in ihrem Halbfinale Magdalena Rybarikova (Slowakei) mit 6:1, 6:1 und wünschte sich anschließend Tipps von ihrer Teilzeit-Trainerin Conchita Martinez, die 1994 als bislang einzige Spanierin im Londoner Südwesten triumphiert hatte. „Sie weiß, wie man hier gewinnt, ich habe es letztes Mal nicht geschafft, daher hoffe ich, dass sie mir sagen kann, wie es geht“, sagte Muguruza.

Vor zwei Jahren hatte sie im Finale gegen Serena Williams verloren, die Titelverteidigerin fehlt in diesem Jahr, weil sie ihr erstes Kind erwartet. „Normalerweise steht sie in diesen Endspielen“, sagte Venus, „ich versuche jetzt, die Familie Williams so gut zu vertreten, wie ich kann.“

Ansteigende Form seit Saisonbeginn

Bislang gelingt das der ältesten Finalistin seit Martina Navratilova im Jahr 1994 hervorragend. Gegen Konta, die erst ihr zweites Grand-Slam-Halbfinale spielte, warf sie ihre gesamte Erfahrung von fünf Titeln (2000, 2001, 2005, 2007 und 2008) sowie den drei Finalniederlagen im „Sister Act“ in die Waagschale. Kein einziges Mal gab sie ihren Aufschlag ab und schlug zu, wenn ihre Gegnerin wackelte.

Nach einer jahrelangen Durststrecke, begründet auch in der Autoimmunkrankheit Sjögren-Syndrom, hatte Williams bei den Australian Open zu Beginn der Saison in Melbourne wieder ein Grand-Slam-Finale erreicht, dort jedoch wie so oft gegen Serena verloren. Ohne ihre übermächtige Schwester hatte sie sich vor Turnierbeginn Hoffnungen auf den Titel gemacht, die jedoch bald einen Dämpfer erhielten.

Noch vor dem ersten Spiel war bekannt geworden, dass Venus Williams in einen Autounfall verwickelt war, bei dem ein Mann sein Leben verlor. Auf ihrer ersten Pressekonferenz in Wimbledon überwältigten sie ihre Gefühle, sie sei am Boden zerstört, schrieb Williams in einer Stellungnahme. Mittlerweile hat die Polizei in Florida mitgeteilt, dass Williams, anders als zunächst vermutet, keine Schuld an dem Unfall treffe.

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