Sri Lanka, der eher kleine Inselstaat östlich der Südspitze Indiens, birgt eine Vielfalt an Fauna, die jedem Kontinent alle Ehre machen würde. Hier gibt es 20 Mal mehr Tierarten pro Fläche als in Brasilien, die höchste Elefantendichte Asiens und die größten Leoparden der Erde.
Das liegt nicht allein an günstigen Naturgegebenheiten wie dem Monsun, der dem Land pro Jahr gleich zwei Regenzeiten beschert. Sondern auch an einem massiven menschlichen Eingriff in das Ökosystem, wie der Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens in seiner «Terra X: Faszination Erde»-Reportage «Sri Lanka – Geschenk des Himmels» am Sonntag (9. Juli) ab 19.30 Uhr im ZDF erklärt.
Vor zwei Jahrtausenden begannen die dortigen Könige, gigantische Stauseen als Wasserreservoirs anlegen zu lassen. Sie versorgten Mensch und Tier in Trockenperioden – und legtn damit die Grundlage für die heutige Population von erstaunlichen 6000 wilden Elefanten im Land. «Die könnten gar nicht so einfach überleben, wenn es nicht überall diese von Menschen gemachten Wasserstellen gebe», sagte Steffens der Deutschen Presse-Agentur. «Gerade wir Deutschen leben ja oft mit dem Missverständnis, es würde der Natur am besten gehen, wenn wir sie völlig in Ruhe ließen.»
Das dem nicht so sei, könne man aber auch bei uns erkennen. In Deutschland habe es die höchste Artendichte um 1800 gegeben – als die ursprünglichen Wälder längst gerodet waren, aber eine verantwortungsbewusste Landwirtschaft zahlreiche Feld- und Wiesenbewohner schützte. An Sri Lanka finde er außerdem faszinierend, dass bei sehr hoher Bevölkerungsdichte – 330 Menschen pro Quadratkilometer – die vielen wilden Tiere, zu denen auch Tausende von Leoparden gehören, weitgehend unbehelligt leben dürften, sagte Steffens.
So etwas könne er sich bei uns Deutschen nicht vorstellen, bei denen er eine regelrechte «Wildnisphobie» diagnostiziert und bei denen der Braunbär gleich zum «Problembär» werde. Auf Sri Lanka sei auch der religiös-kulturelle Hintergrund, der Buddhismus, für einen respektvoll-entspannten Umgang mit diesen Lebewesen verantwortlich.
Gewalt und politischen Fanatismus gibt es in dem Inselstaat allerdings auch. Auf den mehr als 25 Jahre dauernden, 2009 offiziell beendeten Bürgerkrieg angesprochen, sagte Steffens, derzeit sei das Land stressfrei und überwiegend gefahrlos zu bereisen. Unter der Oberfläche aber schwele der alte Konflikt weiter. Die früheren Grausamkeiten seien eben nicht vergessen.
In den Indischen Ozean ist der «Terra X»-Moderator mit seinem Team im vergangenen Januar gereist. Im Mai ging es dann in die entgegengesetzte Richtung: Die Sendung über seine Exkursion nach Grönland zeigt das ZDF am 23. Juli («Grönland – Die Sonne bringt es an den Tag»).