Zwei gesellschaftskritische Werke sind ins Rennen um die Goldene Palme beim Filmfest Cannes gegangen. «120 battements par minute» erzählt vom Kampf französischer Aids-Aktivisten Anfang der 1990er Jahre um Anerkennung, mehr Präventionskampagnen und vor allem staatliche Unterstützung.
Regie führte bei dem Film Robin Campillo, 54, der in Cannes bereits einen großen Erfolg feierte: 2008 gewann «Die Klasse» die Goldene Palme – für das Werk hatte Campillo das Drehbuch mitgeschrieben. Auch «120 battements par minute» erinnert stilistisch an «Die Klasse», werden doch ebenfalls viele der Diskussionen innerhalb der Gruppe eingefangen. Der Film zeigt so die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Mitglieder und gleichzeitig ihre Einheit, wenn es um die gemeinsamen Ziele geht.
Einen ganz anderen Ansatz wählt dagegen der Schwede Ruben Östlund. Der 43-Jährige, der bereits mit dem Drama «Höhere Gewalt» in Cannes auf sich aufmerksam gemacht hat, legt mit «The Square» eine schräge Satire auf die Kunstwelt und zugleich westliche Wohlstandsgesellschaften vor: Ein Museumskurator gibt sich gern als tolerant und fortschrittlich, wird aber zunehmend als Macho und äußerst unsozialer Mensch entlarvt.