Unsichere Zeiten für Urlauber: Welche Rechte haben Fluggäste bei Ausfällen und Verspätungen?

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Urlaubsfrust statt Reiselust: Ausgerechnet in der Ferienzeit fallen bei vielen Airlines massenhaft Flüge aus oder haben massiv Verspätung. Mehr als 15.000 Flüge von und nach Deutschland sind im ersten Halbjahr 2018 bereits annulliert worden. Allein die Lufthansa musste nach eigenen Angaben in den letzten sechs Monaten bereits mehr Flüge streichen als im Gesamtjahr 2017. Neben dem schlechten Wetter und fortgesetzten Fluglotsenstreiks seien auch Engpässe bei den Flughäfen und den Flugsicherungen daran schuld. Auch die Pleite von Air Berlin spiele eine Rolle. Viel betroffen sind kleine oder Günstig-Airlines, die erst Flüge anbieten und dann doch nicht starten. Am wenigsten dafür können aber die Fluggäste. Sie müssen die Misere aber ausbaden und zum Teil erhebliche Umwege in Kauf nehmen oder können ihre Reise gar nicht erst antreten.

Mallorca-Rückflug wird zur 48-Stunden-Odyssee

Für Angelika Bachmayer etwa wurde die Rückreise von Mallorca zu einer wahren Odyssee: Die Österreicherin musste nach vier Tagen Kurzurlaub eine zusätzliche Nacht auf einen Flug  warten – in einem Hotel gleich neben der Partymeile. „Und dann landet man auch noch in einem Hotel am Ballermann, da ist an Schlafen nicht zu denken“, so die 40-Jährige. Anstatt am folgenden Tag von Palma dann direkt nach Wien zu fliegen, wurde Angelika Bachmayer von Eurowings zunächst nach Hannover geflogen, wo sie noch einmal eine Nacht im Hotel verbringen musste. „Wir hätten vier Stunden in Hannover am Flughafen warten sollen und wären dann eigentlich nach Wien weitergeflogen. Dem war aber nicht so. Sondern: Dieser Flug war wieder gestrichten.“ Am nächsten Tag ging es dann schließlich von Hannover über Frankfurt nach Wien. Dort kam sie statt nach gebuchten und üblichen zweieinhalb Stunden mit insgesamt 42 Stunden Verspätung an. Vier Tage Urlaub, zwei Tage Rückreise.

„Wir kommen auf über 61 Stunden, die wir von Anfang Urlaub bis wir im Hotel waren, gebraucht haben“, kann Angela de Mür berichten. Sie und ihr Mann wollten über Pfingsten eine Woche Erholungsurlaub in Ägypten machen. Ihre Airline: Small Planet. Am Check-in Schalter erfuhren sie, dass die Maschine eine Stunde Verspätung haben sollte. Statt um acht Uhr morgens abzuheben warteten sie mit Hunderten anderen Urlaubern am Düsseldorfer Flughafen bis mittags 13 Uhr. „Man fühlt sich auch alleine gelassen, weil keinerlei Informationen kamen.“ Nach fünf Stunden Wartezeit teilte man den Passagieren mit, dass der Flug ganz ausfällt. Von Urlaubsstimmung keine Spur mehr.  Vom Flughafen ging es für Angela und Andre de Mür erst einmal in ein Hotel in die Stadt. Statt in Ägypten am zu Strand liegen, mussten sie am nächsten Tag wieder zum Flughafen nach Düsseldorf. Der Flug sollte dort am Abend um 19 Uhr starten – nach insgesamt 35 Stunden. Doch auch dieser Flug wurde wieder gestrichen. Noch eine Nacht im Hotel. Eine kleine Katastrophe für die de Mürs. „Die Stimmung ist natürlich am Boden, weil man ja weiß: Ein Urlaubstag ist schon mal weg. Von sieben Tagen ist das dann nicht mehr so viel“, sagt Angela de Mür.

Musterbrief FlugpreiserstattungEine Woche Urlaub minus drei Tage Anreise = keine Erholung

Nach gut 49 Stunden ging es für das Paar um neun Uhr morgens – zwei Tage später als geplant – endlich los. In Ägypten landete der Flieger aber nicht wie gebucht in Marsa Alam, sondern in Hurghada. Für Angela und Andre de Mür folgte also noch eine mehrstündige Busfahrt bis zu ihrem Urlaubsort. Von der einen Woche Erholungsurlaub war kaum noch etwas übrig. Und wie diesem Paar geht es derzeit Tausenden Passagieren in Deutschland, die Flüge buchen und dann heißt es: Daumen drücken, dass der Flieger auch wirklich geht.

Für das Ehepaar de Mür hat die „Schlichtungsstelle für öffentlichen Personenverkehr“ eine Einigung mit „Small Planet“ in die Hand genommen – mit Erfolg. Für die Flugverspätung von fast drei Tagen hat das Ehepaar 1.200 Euro Entschädigung von der Airline bekommen. Ihren Pfingsturlaub haben sich die beiden trotzdem anders vorgestellt. „Man kann da jetzt einen Haken dran machen, wir haben unser Geld zurück. Aber das Thema Fliegen ist für mich erstmal durch“, so das Fazit von Angela de Mür.

Verspätungen, Ausfälle, Umwege, verpasste Anschlüsse: Dürfen die Airlines und Veranstalter ihren Fluggästen das zumuten? Wann hat dieses Chaos endlich ein Ende? Und welche Rechte haben Reisende, welche Entschädigungen können sie einfordern? Immerhin gehen ihnen wertvolle Urlaubsstunden und –tage flöten. Bei stern TV sprach Steffen Hallaschka mit dem Rechtsanwalt und Experten für Fluggastrechte Prof. Dr. Ronald Schmid über die aktuell gehäuften Fälle, in denen die Urlauber das Nachsehen haben.

Diese Rechte haben Sie als Fluggast

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