Umwelt in der Krise: Warum der Plastikmüll in den Weltmeeren uns alle angeht

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Ja, es ist reichlich Müll, den jeder von uns tagtäglich produziert. Und ob selbst verschuldet oder nicht, die vielen Verpackungen und Abfälle müssen entsprechend entsorgt werden. Zum Glück ist das hierzulande ja der Fall, denken wir uns beruhigt. So wie Familie Heft, die stern TV zum Wochenendeinkauf begleitet hat. Ein Einkauf ohne Plastik ist für eine vierköpfige Familie kaum möglich. Die Produkte bestehen teilweise mehr aus Verpackungen, als aus Lebensmittel. „Wenn man sich das im Einzelnen anguckt, möchte man sich gar nicht vorstellen, wie viel es in einem ganzen Jahr ist“, sagt Mutter Heike Heft. Jeder Deutsche produziert jährlich 150 Kilogramm Plastik-Müll – mit anderen Materialien zusammengenommen sind es pro Person 800 Kilogramm Verpackungen.

So viel Müll produzieren wir mit unseren Lebensmitteln_11.40

Plastik-Tweet

Zwar hat Deutschland ein funktionierendes Entsorgungssystem – doch ob der vielen Meldungen dämmert uns langsam, dass es so nicht weitergehen kann: Trauminseln werden wegen Vermüllung für Touristen geschlossen, in Norwegen und Spanien verenden Wale an zu viel Plastik im Magen, Forscher schlagen Alarm, weil sogar in der Arktis schon Tonnen von Mikroplastikteilchen im Meer schwimmen.  Die EU will nun mit einem neuen Verbot von einigen Einweg-Plastik-Produkten die Meeresverschmutzung bekämpfen. Die deutsche Meeresbiologin Dr. Mareike Huhn will das auch – und dafür eine ganze Nation zum Umdenken bewegen. Als sie während einer Tauchreise in Indonesien feststellen musste, dass dort noch überhaupt kein Bewusstsein für Müll und Umweltverschmutzung besteht, fühlte sie sich berufen: Seit fünf Jahren setzt sie sich mit dem  Verein Banda Sea e.V. dafür ein, dass die Bewohner der Banda Sea-Inseln ihr Verhalten ändern, denn dort ist eines der artenreichsten Korallenriffe der Welt vom Plastikmüll bedroht. Mareike Huhn hat deshalb eine Art Müllabfuhr eingerichtet, sie zeigt den Menschen, wie Recycling funktioniert und unterrichtet die Kinder in Umweltbewusstsein.

Indonesien – Wie eine deutsche Biologin die Meere retten will_14.50

Geisternetze töten Meeresbewohner, Mikroplastik schadet dem Mensch

Am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg fanden die Forscher jetzt sogar Mikroplastikteile – millimetergroße Plastikteile – im Meersalz, das als Speisesalz „Fleur de Sel“ im Supermarkt verkauft wird.

barbara-Meier_wwfPlastik braucht im Meer bis zu 200 Jahre, bis es sich zersetzt. Zum Problem wird es weitaus vorher. Deshalb engagiert sich Topmodel und „Let’s Dance“-Finalistin Barbara Meier hier in Deutschland für ein Projekt des WWF, der alte Kunststoffnetze der Fischerei – die so genannten Geisternetze – aus dem Meer holen will. „Man hört zwar von Geisternetzen. Aber man kann sich schwer etwas darunter vorstellen: Wie sehen die unter Wasser aus, wo liegen sie, wie schwer ist es, sie zu bergen?“, erzählt Barbara Meier. Deshalb habe sie sich an einem Tauchgang in der Ostsee selbst beteiligt. „Zu sehen, was das für ein riesen Aufwand ist, so ein Netz rauf zu holen, wie viel Menschen man braucht, zwei Boote, Taucher. Aber wenn man sieht, wie viel Müll da unten im Meer liegt, dann lohnt es sich bei jedem Netz, in dem sich keine Tiere mehr verfangen und die das Meer nicht mehr verschmutzen“, so die 31-jährige „Germanys Next Topmodel“-Gewinnerin (2007).

Wie viele Netze als Geisternetze in den Meeren landen, kann nur geschätzt werden: Laut einer Studie des WWF gehen in der Ostsee jährlich bis zu 10.000 Netze und Netzteile verloren, die als Plastikmüll umhertreiben, auf dem Meeresboden landen und zur tödlichen Falle für Meeresbewohner werden. Greenpeace beziffert die Zahl auf bis zu 25.000 Fischernetze, die jedes Jahr neu in europäischen Meeren landen. Ihr Plastik zersetzt sich sehr langsam, was Hunderte Jahre dauern kann. „Mir tut es weh, zu sehen, wie wir die Umwelt immer mehr zerstören, oft aus Egoismus der Menschen“, sagt Barbara Meier. „Deshalb habe ich mir gesagt: Wenn ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, dass die Umwelt wieder mehr geschützt wird und ich ihr was zurückgeben kann, dann tu ich das.“

Auch uns Deutschen, die wir doch umweltbewusst erzogen sind, ist das Bemühen um Müllvermeidung seit den 80er-Jahren scheinbar wieder abhanden gekommen. Zeit, dass jeder seine eigene Müllproduktion mal kritisch überdenkt. Ein bisschen ist immer möglich – und ein guter Anfang.

KTG Müll vermeiden

Leben ohne Müll_10.50

Muell-Dossier stern

   

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