Das neue Überteam des deutschen Handballs

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Der Fluch ist besiegt: Im elften Anlauf haben die Rhein-Neckar Löwen endlich den langersehnten Pokalerfolg gefeiert.

In der Handball-Bundesliga sind die Löwen ohnehin auf dem besten Weg zum Titel-Hattrick. Spitzenreiter – und das, obwohl man zwei Spiele weniger als die Verfolger aus Flensburg und Magdeburg absolviert hat. 

Kein Wunder, dass die Löwen von immer mehr Fans mit der einstigen Übermannschaft des THW Kiel verglichen werden. (Tabelle der Handball-Bundesliga)

SPORT1 analysiert die Stärken der Löwen, nennt drohende Gefahren und geht der Frage auf den Grund, ob die Löwen nun eine Ära prägen werden.

Was macht die Löwen so stark?

Vater des Erfolgs ist Trainer Nikolaj Jacobsen, der aus den Löwen eine stabile Mannschaft machte, die anders als früher kaum noch gegen vermeintlich kleinere Teams patzt.

„Jacobsen ist die treibende Kraft hinter allem. Am Anfang war man skeptisch, weil er sehr viel rumgebrüllt hat. So ein Stil ist auf Dauer schwer, weil die Spieler dann auch einmal abschalten. Aber er hat wirklich Struktur reingebracht“, lobt SPORT1-Experte Daniel Stephan.

In der homogenen Mannschaft ragt ein Spieler heraus: Kapitän Andy Schmid. Der Schweizer gibt die Richtung vor und geht oftmals mit herausragenden Leistungen voran. Beim Final Four am Wochenende wurde er zum MVP gewählt.

Eine weitere Qualität von Schmid ist für Stephan, dass er auf dem Platz der verlängerte Arm Jacobsens ist: „Mit Schmid hat Jacobsen einen Spieler, der das Team führt und leitet. Er nimmt das Spiel in die Hand.“ Allerdings wird sich Jacobsen ab 2019 auf die dänische Nationalmannschaft konzentrieren.

Hinzu kommt eine bärenstarke Abwehr im Zusammenspiel mit den beiden Torhütern Mikael Appelgren und Andreas Palicka. Kein Wunder, dass die Löwen mit 680 Gegentreffen die mit Abstand wenigsten Tore in der Liga hinnehmen mussten.

Ist sogar das Triple möglich?

Aktuell schwierig zu beurteilen, da die Champions-League-Saison der Löwen durch das Termin-Chaos vorzeitig im Achtelfinale endete. Leicht wird es gegen Starensembles wie jenes von Paris St. Germain aber keinesfalls. 

Für Stephan haben die Löwen dennoch grundsätzlich „das Rüstzeug, um auch international erfolgreich zu sein“. Allerdings ist dies auch abhängig davon, welche Prioritäten der Klub setzt.

„Natürlich wollen die Löwen auch in der Champions League weit kommen, aber der Fokus lag immer auf der Deutschen Meisterschaft. Da muss man sehen, wie sie es nächstes Jahr angehen“, sagt Stephan.

Welche Gefahren lauern auf die Löwen?

Abgänge stellen immer eine Gefahr dar und mit Hendrik Pekeler und Kim Ekdahl Du Rietz verlieren die Löwen zwei namhafte Spieler – gerade Pekeler könnte dem Klub schmerzhaft fehlen. Für ihn kommt Nationalspieler Jannik Kohlbacher im Sommer.

„Pekeler ist ein wichtiger Spieler, der jetzt wegbricht. Da muss man abwarten, wie die Löwen das kompensieren. Kohlbacher ist vorne sicher sehr gut, aber defensiv kommt er nicht an Pekeler heran“, warnt Stephan.

Auch der Norweger Harald Reinkind, der maßgeblich zum Gewinn der ersten beiden Meistertitel der Löwen beigetragen hatte, verlässt die Mannheimer.

Die Löwen sind nun zudem das gejagte Team, das alle schlagen wollen. „Früher war es beim THW so, dass die Gegner noch einmal zehn Prozent drauflegten – das werden die Löwen jetzt auch erfahren“, sagte Stephan.

Beginnt jetzt die Ära der Löwen?

Mit dem Triumph im Pokal ist das große Trauma überwunden – nun geht der Blick nach vorne Richtung dritter Deutscher Meisterschaft in Folge.

Angesichts des Absturzes und des bevorstehenden nötigen Umbruchs beim THW Kiel, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Löwen die Rolle der Kieler in früheren Jahren übernehmen.

Wichtig wird jedoch sein, dass die Löwen weiterhin von Verletzungspech weitgehend verschont bleiben und ihre Abgänge adäquat ersetzen.

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