Kinderbetreuung mit Erfahrung: Wie diese Seniorinnen ihr Glück als „Granny Au-pair“ im Ausland finden

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Für Ingeborg Schmehl ist es das Abenteuer ihres Lebens: Die 66-Jährige reist für sechs Monate nach Australien, um dort mit einer fremden Familie zu leben und sich um deren Kinder zu kümmern. Ohne ihren eigenen Mann und ohne ihre eigenen zwei Kinder. Er unterstütze den Wunsch seiner Frau, sagt Alfred Schmehl, „weil jeder wieder ein kleines Stück eigenes Leben erlebt und man sich wieder viele neue Geschichten zu erzählen hat.

Mutterqualitäten „kommen alle wieder“

Ingeborg Schmehl hatte sich über die Agentur von Michaela Hansen als so genannte „Granny Au-pair“ beworben – ein Konzept, das weltweit immer beliebter wird: Frauen über 50 Jahre können sich so Reiseträume erfüllen, die Welt entdecken, ihre Erfahrungen weitergeben. Und Familien bekommen gegen Kost und Logis eine Leih-Oma: ein Au-pair-Mädchen mit Lebenserfahrung. „Mein Abenteuer Australien bedeutet für mich, dass das einfach so toll ist, was man als Rentner im Leben alles nebenher noch erleben kann“, sagt Ingeborg Schmehl kurz vor ihrem Abflug nach Down Under. Zuvor stand die Rentnerin bereits mehrere Monate mit ihrer Gastfamilie per E-Mail in Kontakt. Auf sie warten In Australien die deutsche Gastmutter Ivonne, Vater Matt, die zweieinhalbjährige Octavia und der vier Monate alte Oslo. Ihre eigenen Kinder werden sie in der Zeit entbehren müssen. Das fällt Sohn Arne, auch wenn er schon erwachsen ist, besonders schwer: „Ich vermisse sie jetzt schon“, so der Sohn am Flughafen in Hamburg. „Gleich ist sie weg und man weiß, dass man seine Mutter die nächsten sechs Monate nicht wieder sieht. Das ist schon eine ungewöhnliche Situation.“

Auch Ingeborg Schmehl wird vor dem Abflug etwas mulmig. „Es kommt so in Wellen“, sagt sie. Doch nach 24 Stunden Flug ist das Willkommen ihrer Gastfamilie in Melbourne sehr herzlich und die Ängste sind schnell weggeblasen. Die Gastmutter Ivonne hat sich ganz bewusst für Ingeborg Schmehl entschieden, sagt sie: „Zum einen ist es schön, jemanden Erfahrenes im Haus zu haben. Sie kennt sich aus mit Kindern, sie hat ja selbst schon Kinder großgezogen. Und außerdem wollte ich gerne, dass wir Deutsch sprechen zu Hause. Und das passt natürlich auch super.“ Ob Spielplatz, Windeln wickeln oder Kindererziehung – Ingeborg Schmehl fällt all das tatsächlich erstaunlich leicht. „Es kommt alles wieder, ich bin selbst erstaunt“, sagt sie. Insbesondere, wenn es darum gehe, zu erkennen, was Baby Oslo hat oder möchte: „Das ist irgendwie in einer Mutter drin, nehme ich an.“

Seit sieben Jahren auf der ganzen Welt unterwegs

Eine, die schon Erfahrung als Senioren-Kindermädchen hat, ist Bobby Lechner. Die 71-Jährige ist schon seit sieben Jahren als Granny Au-pair unterwegs: Thailand, Frankreich, Dubai und Kuwait – Bobby Lechner ist so schon viel rumgekommen. „Ich kann Familien helfen, ich kann sie unterstützen und ich lerne Kontinente, Länder, Leute kennen“, so die Rentnerin. Die Momente in den Gastfamilien zählen zu ihren schönsten Erinnerungen. „Das kleine Mädchen in Paris, die war knapp zwei Jahre alt, und das dauerte nicht lange, da sprach sie mich mit „Mimi“ an – das heißt Omi“, erinnert sich die 71-Jährige. „Oder als Noah mich in den Arm nahm und sagte ‚Bobby, ich hab dich ganz doll lieb‘.“

Auch wenn sie selbst nie Kinder hatte, sei sie mit den Allüren der unterschiedlichen Jungen und Mädchen – selbst als sie in der Pubertät schwierig waren – gut zurecht gekommen. Und so wird Bobby Lechner bald wieder für drei Monate nach Kuwait reisen und dort eine Familie unterstützen, bei der sie schon mehrmals war. Danach könne aber auch schon das nächste Abenteuer kommen, sagt sie: „Afrika würde mich interessieren!“

Auch Ingeborg Schmehl genießt in Australien jede Sekunde, sagt sie: Die 66-Jährige  entdeckt die neue Umgebung, lernt neue Leute kennen und genießt das schöne Wetter – für die Rentnerin geht gerade ein lang gehegter Traum in Erfüllung.

So wird man Granny Au-pair

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