Der lange Kampf gegen die Zwangsstörungen: So geht es Hanka Rackwitz ein Jahr nach dem Dschungelcamp

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Es liegt gut ein Jahr zurück, dass Hanka Rackwitz im Herbst 2016 bei stern TV offen über ihre Zwangserkrankung sprach und auch zeigte, wie ihr Alltag von all ihren Ängsten und zwanghaften Handlungen bestimmt wird. Trotzdem ging sie kurz darauf ins RTL-Dschungelcamp. Viele Zuschauer erinnern sich noch an die Szenen aus „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ im vergangenen Jahr, als die ehemalige TV-Maklerin sich immer wieder überwinden musste. Doch sie schlug sich in der Ekelwelt voller Hausforderungen erstaunlich gut. Und so ging Hanka Rackwitz nach ihrer Dschungelerfahrungen die geplante Therapie an, für die sie insgesamt 20 Wochen in der Klinik verbrachte. stern TV begleitete sie dabei wieder mit der Kamera und hat ihre Fortschritte dokumentiert. „Mein Kopf ist zu 90 Prozent zwangsfrei. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben stolz auf mich“, sagt die 48-Jährige heute.

Leben mit Zwängen 16.00Angst vor Keimen drastisch reduziert

Und tatsächlich: Als stern TV Hanka Rackwitz vergangene Woche abermals besuchte, durfte das Team ihre Wohnung auf Socken betreten – und nicht ausschließlich mit originalverpackten, neuen Überziehschlappen, wie im Oktober 2016. Und: Hanka umarmte die Redakteurin zur Begrüßung. Noch vor Monaten wäre all das undenkbar gewesen. Hankas Kontaminationsangst beherrschte fast alles in ihrem Leben; sie verbrachte täglich bis zu acht Stunden mit ihren Zwangshandlungen. Doch nun zeigte sie stolz, dass anstatt flaschenweise Desinfektionsmittel auch Lebensmittel in ihren Küchenregalen stehen. Und sie betreibt Yoga auf ihrem Fußboden, vor dem sie früher große Angst hatte, sich zu verseuchen. Das eine Desinfektionsmittel, das sie noch besitze, würde sie für den Fußboden benutzen – und oft auch für ihre eigenen Füße. „Aber daran arbeiten wir“, so Hanka Rackwitz. Ihre Angst vor Keimen ist somit nicht komplett überstanden, aber drastisch reduziert. Immerhin kann sie ihre Wohnung mittlerweile selbst putzen, der Fußboden stellt nicht mehr die größte Gefahr dar.

Hanka Rackwitz macht Therapie 18.15Hanka Rackwitz nach der Therapie 19.40hPanikattacke mit altem Ritual abgewendet

Hanka Rackwitz muss vieles neu lernen – auch die Zeit zu füllen, die sie sonst mit Zwangshandlungen verbrachte. „Mein allergrößtes Problem sind wirklich die sozialen Kontakte, dass ich eben sehr allein bin“, gibt die 48-Jährige zu. „Ich bin jetzt fast ein bisschen hoffnungslos, weil ich die Lösung dieser Aufgabe nicht sehe.“ Um ihr Problem anzugehen, hatte sie das allererste Mal Fremde zu sich nach Hause eingeladen: Ihre Schwester Antje hat Freunde mitgebracht. Eine Premiere für die zwangskranke Hanka Rackwitz. „Ich habe keine Pappbecher gekauft und keine Pappteller. Die dürfen aus meinen Gläsern trinken und von meinem Besteck und von meinen Porzellantellern essen. Und das werde ich auch hinterher nicht wegschmeißen, das schwöre ich!“, so Hanka vorab.

Doch schon eine Viertelstunde später kämpfte Hanka mit einer Panikattacke, da sie sich beim Kochen in die Hand geschnitten hatte und einen Gummihandschuh tragen musste. Sie erklärt: „Ich hätte sonst jetzt alle rausgeschmissen, weil das für mich ein Super-Gau ist. Immer, wenn der Körper offen ist, dann ist die Gefahr größer.“ Um sich zu beruhigen, benutze Hanka dann doch wieder die Desinfektionsflasche und besprühte ihre Wunde damit. Ein vertrautes, altes Ritual. Den Gästen gegenüber versteckte sie ihre Panik – es wird erneut klar, warum die Zwangserkrankung als die „heimliche Krankheit“ gilt. In diesem Moment stand sie kurz vor einem Rückzieher. Hanka Rackwitz gibt offen zu, dass es bei ihr weiterhin „Baustellen“ gibt. „Ich kann das irgendwie nicht so, dieses Zwischenmenschliche, das haut irgendwie nicht hin.“ Letztendlich hat sie sich dennoch wieder zu ihren Gästen an den Tisch gesetzt. Nach einer ganzen Weile sagte Hanka dann aber doch: „Es wäre schon schön, wenn Ihr irgendwann geht.“ 

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