Dramatische Beziehungstat in Hameln: Hinter dem Auto hergeschleift: Wie Kader K. das Martyrium überlebte

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Die Tat macht fassungslos: Im November 2016 wurde Kader K. im Streit von ihrem Ex-Mann mit Messerstichen und Axthieben lebensgefährlich verletzt, anschließend band Nurretin B. ihren Körper an die Anhängerkupplung seines Autos und schleifte die damals 28-Jährige mehrere hundert Meter weit hinter sich her. Der zweijährige Sohn der beiden saß mit im Wagen. Wie durch ein Wunder überlebte Kader K. die Attacke – schwerverletzt wurde die Frau in eine Klinik gebracht, nur eine Not-OP rettete sie. Zweimal mussten die Ärzte sie wiederbeleben.

Noch heute hat Kader K. täglich unter den schrecklichen Ereignissen zu leiden: „Ich hab Albträume, sehe immer wieder, dass er mich umbringen will. Ich renne immer weg oder ich verstecke mich und sehe, wie er hinter mir herrennt, wie er grinst und sagt: ‚Ich töte dich!‘. Bevor er mich packt, wache ich auf.“ 

BUCH NovemberwutWeil sie ihrem Mann widersprach, wurde er nur noch wütender

Kader K. lernte Nurettin B. 2013 kennen. Nach kurzer Zeit heirateten die beiden nach islamischem Recht, 2014 wurde der gemeinsame Sohn Cudi geboren. Doch statt Familienglück erwartete die junge Frau ein Alptraum: „Er war sehr gewalttätig, sehr aggressiv und sehr dominant, hat rumkommandiert. Er hat mir alles verboten: Freunde, Verwandte, dass sie mich besuchen oder ich sie. Am Ende hat er zu mir gesagt: „Du gehst auch nicht mehr zu deiner Mutter!“  Dass die selbstbewusste Kader ihm widersprach, steigerte die Wut ihres Mannes: Er wurde immer ausfälliger und schließlich sogar handgreiflich: „Er hat mich beleidigt, geschlagen, geschubst und angespuckt“, berichtet die 29-Jährige.

Schließlich zog Kader K. kurzerhand mit dem Sohn aus dem gemeinsamen Zuhause aus. Doch Nurettin B. zahlte der Mutter keinen Unterhalt. Als deshalb sein Gehalt gepfändet wurde, habe er sich ungerecht behandelt gefühlt, erzählt Kader K.: „Er sagte zu mir: ‚Du wirst schon sehen!‘ Am nächsten Tag hat er mir dann das alles angetan.“

Der nächste Tag war der verheerende 20. November 2016. Um kurz vor sechs Uhr abends wartete die junge Frau auf der Straße auf ihren Ex-Mann, der ihren Sohn zurückbringen sollte. Während der zweijährige Cudi im Auto saß, beschimpfte Nurettin B. seine Ex-Frau auf offener Straße – und zog plötzlich ein Messer und stach auf sie ein. Als der Griff abbrach, holte er eine Axt von der Rückbank des Wagens. Der kleine Junge musste vom Kindersitz aus mit ansehen, wie der eigene Vater seiner Mutter mit der Axt den Schädel zertrümmerte. Dann legte Nurettin B. seiner Ex-Frau ein Seil um den Hals, band das Ende an die Anhängerkupplung seines Autos und fuhr los. Er schleifte die schwerverletzte junge Mutter mit Tempo durch die Hamelner Innenstadt. Nach mehr als 200 Metern löste sich das Seil, Kader K. blieb liegen. Nur durch ein Wunder und mehrere Operationen hat sie den schweren Angriff überlebt.

An die Tat selbst könne sie sich heute nicht mehr erinnern, sagt Kader K.  Die 29-Jährige leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Doch sie wolle anderen Gewaltopfern Mut machen: In ihrem schildert sie ihre schrecklichen Erlebnisse, das vorangegangene Martyrium – und ihre Dankbarkeit gegenüber den Ärzten. Ihre Überzeugung: „Körperlich muss man nicht unbedingt wie ein Rambo aussehen oder ein Löwe sein, um zu siegen. Man muss nur mutig sein, tapfer und an das Gute glauben. Das habe ich bewiesen, dass das so ist.“

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