Electric Trim: Lee Ranaldo und das Leben nach Sonic Youth

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Es waren vier Virtuosen des Noise-Rocks, die rund 30 Jahre lang Sonic Youth bildeten: Thurston Moore, Kim Gordon, Lee Ranaldo und Steve Shelley. Die Letztgenannten sind nach der Trennung der Kulttruppe 2011 nun wieder gemeinsam zu hören.

«Electric Trim» (Mute) heißt Ranaldos Soloalbum, mit dem der Gitarrist und Sänger erneut sein Talent als Indierock-Songwriter beweist – und Shelley spielt gewohnt stoisch Schlagzeug. Schon die Vorgänger «Between The Times And The Tides» (2012) und «Last Night On Earth» (2013) hatten gezeigt, dass der Sonic-Youth-Avantgardist auch erstklassige Popsongs zwischen den Beatles und The Velvet Underground schreiben kann.

Neben Shelley hilft diesmal eine erstklassige Band mit zwei Stargästen: Nels Cline (Wilco) an der Gitarre und Sharon Van Etten, die in der tollen Ballade «Last Looks» mit ihrer wunderbaren Stimme ein Duett mit Ranaldo singt. So gefühlvoll klang ein Sonic-Youth-Abkömmling wohl noch nie. Auch sonst bedient sich Ranaldo sehr selbstbewusst seines markanten Baritons und wechselt des öfteren in einen sonoren Sprechgesang.

«Electric Trim» ist aber nicht nur voller starker Melodien, sondern natürlich auch ein Fest für Gitarrenfans – neben Ranaldo und Cline brillieren noch Multi-Instrumentalist Raul Refree und Alan Licht an den Sechssaitern. Hinzu kommen einige interessante elektronische Spielereien und das Gebläse von Xavi de la Salud (Trompete und Flügelhorn im Titelsong und in «Purloined»).

So ist die dritte Ranaldo-Veröffentlichung seit der Trennung seiner einflussreichen Band vor sechs Jahren ein hochmodernes und zugleich ausgesprochen zugängliches Rockalbum geworden. Dieser 61-jährige, in Ehren ergraute Musiker hat noch eine Menge kreative Energie in sich. Und im Gegensatz zu Thurston Moores sperrigem jüngstem Werk «Rock ’n‘ Roll Consciousness» (2017) dürfte er damit auch ein breites Publikum erreichen.

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