„Vettel hätte es lockerer angehen können“

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Liebe Formel-1-Fans,

ich muss zugeben: nach dem Rennen in Singapur war ich frustriert. Ausgeschieden. Wieder einmal. Dabei fing für mich alles gut an: Ich bin mit den besonderen Bedingungen in Singapur sehr gut zurechtgekommen. Durch den Crash beim Start habe ich einige Plätze gut gemacht und kam danach super in den Rhythmus.

Es lief alles nach Plan: Wir waren konkurrenzfähig und auf einem sicheren vierten Platz. Doch dann mussten wir den Wagen – aufgrund eines Öl-Lecks am Motor – abstellen. Es blieb uns keine andere Wahl als den Stecker zu ziehen, um den Motor zu schützen. Wenn wir ihn auch noch verloren hätten, hätten wir eine Strafe bekommen.

So war es wieder einmal ein Aus in einer Position, in der uns vor dem Rennen wohl niemand vermutet hätte. Doch die Formel 1 ist ein Teamsport der von der Technik bestimmt wird. Das macht ihn so hart, aber gleichzeitig auch so besonders. Ich habe den größten Respekt vor jedem Einzelnen, der seine ganze Expertise und sein ganzes Herz in unser Team steckt. Aufgrund dieser Menschen konnten wir uns bei Renault in den letzten Monaten so schnell, so gut entwickeln. Was zählt, ist die Bereitschaft immer einen Schritt weiterzukommen. Auch nach einem bitteren Aus.

Natürlich will jeder Profi so oft wie möglich und so weit wie möglich nach vorne fahren. Doch unser Sport lässt sich nicht simpel herunterbrechen auf Talent, Fahrvermögen und Einsatz. Deshalb beschäftige ich mich auch nicht mit Negativrekorden. Mir geht es derzeit darum die Dinge zu thematisieren, die ich direkt beeinflussen kann. Zum Beispiel wie wir unser Potenzial noch besser auf die Straße – und über das Ziel bekommen können.

Ein viel diskutiertes Thema ist sicherlich der Start-Crash zwischen Max Verstappen, Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. Ich hatte beim Start und in der ersten Kurve mitunter den besten Platz, um mir dieses Spektakel anzusehen. Wer die Schuld trägt, kann man nicht sagen. Das gehört einfach zum Racing.

Max kann Kimi nicht kommen sehen, Sebastian kann Kimi ebenfalls nicht sehen. Sebastian zieht ordentlich rüber, hätte das vielleicht lockerer angehen können – aber so ist der Motorsport! Solche Rennen sind Teil unseres Geschäfts und wir müssen damit umgehen können.

Auch wenn Sebastian in Singapur keine Punkte holte und Lewis durch seinen Sieg auf 28 Punkte enteilt ist, ist im Titelkampf noch nichts entschieden. Wenn Lewis einmal ausfällt und Sebastian das Podium erreicht, ist wieder alles offen. Wir haben noch sechs großartige Grands Prixs vor uns, da kann man noch nicht von einer Entscheidung sprechen.

Es bleibt spannend!

Auf bald!
Euer Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg fährt seit dieser Saison für das französische Werksteam Renault. In seiner SPORT1-Kolumne berichtet er seit Jahresbeginn nach jedem Rennen von der Königsklasse.

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