Alternative Rock: Filthy Friends: Zwischen Frust und Frische

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«Despierta» (spanisch für «Aufwachen!») eröffnet das erste Album der neuen «Supergroup» um Ex-R.E.M.-Gitarrist Peter Buck. Die Filthy Friends wollten mit dem Song im Oktober 2016 gegen eine Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten protestieren – die Wähler sollten die Gefahr nicht verschlafen.

Es nutzte nichts, wie wir heute wissen. Aber immerhin reihte sich die Band ein in ein gutes Projekt zahlreicher US-Musiker im Kampf gegen Homophobie, Sexismus, Rassismus, Rüstungsirrsinn, Klimafeindlichkeit und was einem sonst noch zu Trump einfällt.

Jetzt legen Buck, Sängerin Corin Tucker (Sleater-Kinney), Scott McCaughey, Kurt Bloch, Bill Rieflin, Linda Pitmon und Krist Novoselic – allesamt bewährte Mitstreiter der amerikanischen Alternative-Rock-Szene – das Filthy-Friends-Debüt «Invitation» (Kill Rock Stars) vor. Und allem Polit-Frust zum Trotz sind die zwölf kurzen Songs zwischen Powerpop, Gitarrenrock und punkiger Rest-Energie nicht mehr ganz junger Musiker eine wahre Freude.

Tucker klingt zeitweise wie die junge Patti Smith; Buck schickt die schönsten Heavy-Riffs seit dem R.E.M.-Kracher «Monster» in die Welt; und die anderen Kollegen zeigen, dass sie trotz reichlich Beschäftigung im Studio, mit The Baseball Project und The Minus 5 noch genug Feuer für eine weitere Band in sich haben.

Auch wenn man beim Opener «Despierta» unweigerlich an den großen Nach-Wahl-Kater vom November erinnert wird – man darf zu diesen frischen, melodischen Tracks jetzt die Sonne hereinlassen und den Sommer genießen. Der Titelsong am Schluss erinnert gar an die Beatles oder The Kinks und macht endgültig gute Laune.

«Invitation» heißt nicht umsonst so – dieses All-Star-Album lädt dazu ein, den Augenblick zu feiern. Und vielleicht haben die Filthy Friends ja in drei Jahren politisch mehr Glück mit einem Lied gegen die Wiederwahl von Trump.

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