Die Sprache der Pferde: Wie Stephanie Madaus zur Pferdeflüsterin wurde

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Wer Stephanie Madaus bei ihrer Arbeit beobachtet, merkt schnell, dass sie mehr ist als eine gewöhnliche Pferdetrainerin. Die gebürtige Kölnerin, die seit gut einem Jahr ein Trainingszentrum im brandenburgischen Schöbendorf betreibt, hat eine besondere Beziehung zu den Tieren. Sie trainiert die Pferde absolut gewaltfrei, versteht ihre Sprache und schafft es so, sie zu besänftigen. „Pferde sind alles für mich, sie sind meine Familie, mein Leben“, sagt Stephanie Madaus, die die Methode des gewaltfreien Reitens bei dem weltberühmten Pferdeflüsterer Monty Roberts aus den USA gelernt hat.

Ihr absolutes Glück: Shine my Gun. Ein Fuchs-Hengst mit einem ungewöhnlichen Namen. Das Pferd hat sogar eine eigene Facebook-Seite. Der schöne Baune mit der großen weißen Blesse zählt mittlerweile zur Welt-Elite der Westernpferde und ist als Deckhengst extrem gefragt. Stephanie Madaus hatte Shine my Gun vor sieben Jahren bei einem Praktikum in einem großen Reitstall entdeckt und sich sofort in ihn verliebt, erzählt sie: „Sein außergewöhnlicher Charakter zeichnet ihn tatsächlich aus. Er ist so liebenswert. Er schmust, er ruht in sich selbst und hat eine Wahnsinnsausstrahlung. Und gleichzeitig ist er bereit Höchstleistungen zu bringen. Das alles zusammen ist sehr außergewöhnlich“, schwärmt die Pferdetrainerin.

Das Talent von Shine my Gun wurde von Grischa Ludwig gefördert. Der Weltklasse-Westernreiter hat das Pferd trainiert und ausgebildet – und reitet es auf Wettbewerben. Die Paradedisziplin von „Gun“, wie der Hengst kurz genannt wird: der Spinn. „Dabei ist das Pferd im Stillstand und muss dann wie ein Rotorblatt eines Helikopters loslegen“, erklärt Grischa Ludwig. „Sich einfach so schnell wie möglich mit den Vorderbeinen um die Hinterhand drehen.“ Mit dieser und anderen Western-Nummern holten die beiden bei der Europameisterschaft in Aachen bereits zwei Mal die Silbermedaille für Deutschland.

Vertrauen als oberstes Ziel im Umgang mit den Pferden

Stephanie Madaus ist selbst Westernreiterin und bildet auf ihrer Ranch in Brandenburg Westernpferde aus. Zur Eröffnung ihres Trainingszentrums war der 82-jährige Pferdeflüsterer Monty Roberts extra aus Kalifornien angereist. Er hat schon mehr als 80.000 Pferde mit seiner Methode trainiert, sogar die Queen gibt ihre Schützlinge in seine Hände. Roberts hält große Stücke auf die Nachwuchs-Pferdeflüsterin Stephanie Madaus: „Sie kam zu mir und blieb drei Jahre“, erzählt der Amerikaner. „Jetzt ist sie zertifizierte Ausbilderin nach meinen Methoden. Diese junge Frau weiß so viel über Pferde, von dem andere Menschen der Branche keine Ahnung haben – und die können von ihrem Wissen profitieren.“

Stephanie Madaus bildet auf ihrem Hof auch ganz junge Tiere aus. Die Basis ihres Erfolgs bei der Ausbildung ist Vertrauen. Die Pferdetrainerin wird dabei quasi zum Leittier – genau wie in der freien Natur. Sie versteht die Gesten der Pferde und arbeitet damit. „Für ein Fluchttier draußen in der Natur alleine zu sein, bedeutet den Tod. Pferde sind nur in der Herde gemeinsam stark“, so Madaus. Deshalb „fragen“ die Tiere bei einem vertrauenswürdigen Menschen an, ob sie sich ihm anschließen dürfen. Diese Sprache der Pferde zu verstehen und zu beantworten, ist die Kunst. Sobald ein Pferd Stephanie Madaus  als Leittier anerkannt habe, sei seine Aufmerksamkeit permanent bei ihr. Mit wenigen Gesten kann die Pferdeflüsterin dem Tier zu verstehen geben, dass alles in Ordnung ist, die Kommunikation spielt sich über Handzeichen und Körperhaltung ab. Immer wieder das oberste Ziel: Vertauensbildung. Darüber kann die Pferdeflüsterin den Tieren fast alles abgewinnen – und sie wie ihren „Shine my Gun“ zu den weltbesten Westernpferden trainieren. Und die Pferde behalten Spaß daran. Vollkommen gewaltfrei. 

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