Thilo Mischke von „Uncovered“: Nach Drogen-Experiment: „Ich dachte wirklich, ich sterbe“

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Herr Mischke, schon für die erste Staffel von „Uncovered“ haben Sie in einem Selbstversuch LSD konsumiert. Dieses Mal nehmen Sie halluzinogenen Pilze – warum erneut ein Drogen-Experiment vor der Kamera?

Ich nehme überhaupt keine Drogen – außer als journalistisches Selbstexperiment unter kontrollierten Bedingungen für „Uncovered“. Ich wollte wissen, warum die jungen Leute aus Deutschland nach Mexiko hinfahren und dort halluzinogene Pilze konsumieren. Es war katastrophal. Die Pilze waren mit Abstand eine der schlimmsten Erfahrungen, die ich je gemacht habe. Ich dachte wirklich, ich sterbe. Das Fiese ist: Die Halluzinationen in meinem Kopf waren unfassbar schlimm, aber mein Körper war ganz ruhig und friedlich.

Bereuen Sie in solchen Momenten Ihre Ideen manchmal?

160316_Aethiopien_Sternreporter_Mischke 17.00Nein, nie, weil ich es jedes Mal wirklich wissen will. Ich wollte wissen, wie diese Pilze wirken, was die 20-Jährigen antreibt, die das nehmen. Eigentlich sagt man, dass man halluzinogene Drogen erst ab 30 nehmen soll, weil da die Seele schon stabiler ist. Das stimmt auch: Hätte ich das sehr jung gemacht, hätte das mein Leben sicherlich maßgeblich verändert.

Inwiefern?

Ich glaube, dann wären Dinge wie Karriere machen oder eine Frau zu beeindrucken nicht mehr so wichtig gewesen. Weil man sich danach fragt, worum es eigentlich im Leben geht. Und ich finde, diese Frage sollte man sich mit 20 noch nicht stellen. Da sollte man Spaß haben oder den ersten Liebeskummer ertragen – aber nicht existenzielle Überlegungen zum Leben anstellen. Der Schamane, der mich begleitet hat, meinte hinterher, dass die Todeserfahrung sehr wertvoll und selten sei im Pilzrausch. Ich hätte darauf verzichten können. Es hat mich aber dazu gebracht, über den Tod nachzudenken.

Was war für Sie der prägendste Moment während der Dreharbeiten zur zweiten Staffel?

mischke-interview 10.41Wir waren insgesamt sechs Monate unterwegs. Es gab noch viel krassere Momente. Wir waren das erste Doku-Team seit vier Jahren in Somalia, in diesem Land ist jede Sekunde extrem. Wir haben dort einen Touristen begleitet, der in Krisengebieten Urlaub macht. Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir versuchen, Geschichten zu erzählen. Wir haben einerseits den verrückten Typen und können trotzdem auf alles, was in Somalia passiert eingehen: die Hungersnot, die islamistische Miliz Al-Shabaab und so weiter. Brenzlige Situationen habe ich aber fast überall erlebt.

Empfinden Sie keine Angst oder Abscheu, wenn Sie zum Beispiel mit Mördern sprechen?

Ich finde es spannend, mit Mördern zu sprechen und deren Motive zu erfahren. Bei den meisten sind es Armut, fehlende Bildung oder die Lebensumstände – nicht die Lust am Töten. Ich gehe da als Journalist heran und verurteile sie nicht. Deshalb reden sie anders mit mir und erzählen mir zum Beispiel, in welcher Form der Folter sie richtig gut sind.

Belasten Sie die Recherchen unter den extremen Umständen?

Thilo-Mischke-Show 20.03Es beschäftigt mich kolossal. Ich kann meistens einige Nächte während der Reise nicht schlafen, wenn ich Gewalt gesehen habe. Ich bin jetzt auch noch ein bisschen matt und schätze es, in Berlin wieder normal U-Bahn fahren zu können. Meine Seele ist ein bisschen angeschlagen, ich musste auch weinen, als ich kürzlich eine der Folge abgenommen habe – dabei war die gar nicht so traurig. Ich hoffe, dass ich durch den Alltag in Deutschland schnell wieder ankomme.

Gibt es etwas, das Sie nie wieder tun würden?

Ich würde nie wieder diese Pilze nehmen. Aber das ist das einzige – ansonsten halte ich es immer nur wenige Wochen aus und dann muss ich schon wieder weiter. Ein bisschen Abenteuerlust ist immer dabei.

„Uncovered“ mit Thilo Mischke läuft ab dem 24. Juli immer Montags um 21:15 Uhr auf ProSieben. Die erste Folge dreht sich um den Drogenkieg auf den Philippinen.

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