Deutschlands Mücken-Plage 2017: Mücken: Was dem einen eine Plage, ist dieser Frau ein Vergnügen!

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Im Biergarten von Miriam Pavic tobt ein Kampf zwischen Mensch und Mücke. Die Nerven liegen hier am Ammersee in Bayern seit Wochen blank. Schwärme von Mücken belagern die Gäste der Gastronomin, an drei Tagen habe sie ihren Biergarten sogar ganz schließen müssen. „ich möchte einfach, dass man hier wieder normal essen kann, eine Gabel zum Mund führen kann, ohne dass drei-vier Mücken um einen rumschwirren!“ Bis zu 5000 Mücken sammeln sich in wenigen Tagen in einer ihrer Fallen. Miriam Pavic und die anderen Wirte der Umgebung fordern mit einer Unterschriften-Aktion nun die offizielle Bekämpfung der blutrünstigen Insekten.

INFO MückenatlasMückensammlerin aus Leidenschaft

Was für die meisten Menschen eine Plage ist, ist für Deutschlands bekannteste Mückenforscherin ein Phänomen, über das sie sich sogar freut. Doreen Walther möchte so viele Mücken wie möglich haben. Die 48-Jährige ist schon seit frühester Kindheit von den kleinen Blutsaugern fasziniert – und machte ihre „Leidenschaft“ zum Beruf. Seit einigen Jahren forscht sie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung an der Verbreitung der verschiedenen Mückenarten in Deutschland, kartiert sie und sucht nach Hinweisen für mögliche Einschleppungen von ausländischen Mücken, die Krankheiten übertragen könnten. „Wir wissen von der Stechmückenverbreitung in Deutschland immer noch wenig“, so die Forscherin. „In Deutschland kommen von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen etwa 50 verschiedene Arten vor. Aber kennen die Bindungsstrukturen noch nicht wirklich, also wo sich welche Mücken entwickeln und ausbreiten.“ Doreen Walther erkennt jedoch die feinen Unterschiede der Mücken, sobald sie sie unter dem Mikroskop hat. Anhand der Identifizierung erstellt sie einen Mückenatlas für Deutschland. Dabei zählt sie auch auf die Hilfe der Mitbürger, die ihr eingefangene Mücken einschicken sollen. Mittlerweile erhält Doreen Walther täglich zig Mücken-Briefe aus ganz Deutschland. Auch eine einzelne Gelbfiebermücke sei schon darunter gewesen. Diese Mücke zähle zu den gefährlichen Mückenarten, die beispielsweise den Zika-Virus übertragen.

FS gefährliche Mücken

Während die Gelbfiebermücke eine Ausnahme war, habe sich die asiatische Tigermücke in Deutschland bereits niedergelassen, die Krankheiten wie das Dengue-Fieber übertragen kann. „Sie ist momentan im Fokus unserer Forschung, weil wir wissen wollen, wo die Mücke vorkommt und ob sie sich etabliert und ausbreitet“, erklärt Doreen Walther. Das Risiko einer Infektion ist in Deutschland bisher allerdings gering. Viel häufiger begegnen wir der Culex Pipiens, der „gemeinen Hausmücke“. Sie ist weit verbreitet und piesackt uns in der Dämmerung. „Nur die Weibchen stechen“, erklärt die Forscherin. „Mit einer Blutmahlzeit können sie bis zu 350 Eier produzieren, dafür benötigen sie das Eiweiß aus der Blutmahlzeit.“ Männchen haben flauschigere Fühler, als Weibchen. So lassen sich die beiden Geschlechter insbesondere bei der gemeinen Stechmücke unterscheiden.

Dass die Blutsauger „süßes Blut“ bevorzugen, sei allerdings eine Legende. Stechmücken nehmen das in der Ausatemluft enthaltene Kohlendioxid und Wasserdampf, sowie Körperwärme, Schweiß und andere Gerüche wahr, um ihre Wirte zu finden. Hat die Mücke eine Hautstelle mit einem darunter liegenden Blutgefäß geortet, setzt sie ihren Steckrüssel an und sticht zu. Meist unmerklich, es sei denn sie tangiert zufällig einen Schmerznerv. Dabei sondert das Biest drei Substanzen ab: Die erste betäubt die Einstichstelle. Danach verhindert der zweite Stoff die Blutgerinnung, damit ihr Rüssel während der Nahrungsaufnahme nicht verstopft. Die dritte Substanz öffnet dann die Gefäße und die Mücke trinkt sich satt, wobei ihr Hinterleib anschwillt. Von der ganzen Prozedur bleibt bei uns nur eine Schwellung – und der lästige Juckreiz. Davon bleibt auch Doreen Walther nicht immer verschont. Auch wenn Mücken ihre Lieblingstiere sind – bei Deutschlands Mückenjägerin Nummer eins dürfen sie noch lange nicht alles: „Wenn sie mich stechen, haue ich zu. Aber um es auszudehnen, schaue vorher noch, welche Art es ist.“

KTG Mückenabwehr

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