Dramatischen Unfall überlebt: Wie Rehkitz „Hugo“ in der Obhut der 12-jährigen Hannah aufwächst

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Inzwischen tollt er im Garten herum, frisst Kräuter und säuft alle vier Stunden sein Fläschchen mit Bio-Ziegenmilch leer: Dass sich Rehkitz Hugo so prächtig entwickeln würde, hätte vor wenigen Wochen niemand gedacht. Doch Hugo ist bei der 12-Jährigen Hannah in besten Händen. Das Mädchen kümmert sich rund um die Uhr um ihr Kitz.

Bei Unfall-Mutter aus dem Bauch geschleudert

Dass Hugo bei Familie Schäfer in Eckartsweiler lebt, ist die Folge eines Wild-Unfalls: Am 24. April 2017 gegen 23:30 Uhr war auf der Bundesstraße B3 in Baden-Württemberg bei ein trächtiges Reh von einem Auto erfasst und dabei getötet worden. Beim Aufprall waren zwei ungeborene Tiere aus dem Bauch der Mutter gerissen worden – und im Straßengraben gelandet. „Die Rehkitze waren in einem sehr kritischen Zustand“, erzählt David Wiedemer, ein Jäger, der zu der Unfallstelle gerufen worden war. „Sie hatten Schnappatmung, und die Beine waren extrem weich und hatten Fehlstellungen. Wir mussten dafür sorgen, sie sie erste einmal ein paar Stunden liegen bleiben.“ David Wiedemer wusste, dass Ralf Schäfer schon in seiner Jugend Lämmer und Rehe mit der Flasche aufgezogen hatte – und gab die beiden Rehkitze in seine Obhut.

Aus dem Familienwohnzimmer wurde ein Rehkitz-Zimmer, Hannah und ihre Mutter hatten bereits einen Laufstall mit Decken und Heu eingerichtet, als Vater Ralf Schäfer mit den Jungtieren nach Hause kam. Doch Hugos Geschwisterchen überlebte den Unfall nicht. Doch Hugo fand in der 12-jährigen Hannah die perfekte Ersatzmama. Sie schaffte es, ihn aufzupäppeln: mit viele Liebe und Ziegenmilch. „Ich glaube, dass er mich sehr ins Herz geschlossen hat und mich genauso mag wie ich ihn“, sagt sie. Eigentlich sei schnell klar gewesen, dass Hannah für Hugo die Mama sein würde, erzählt ihr Vater: „Durch ihre braunen Haare hat Hugo vielleicht gedacht, dass sie am Reh-ähnlichsten von der ganzen Familie ist“, so Ralf Schäfer.

Noch viele Spielstunden bis zum Auswildern

Hannah muss dem Rehkitz nun alle vier Stunden ein Fläschchen geben und genau auf die Menge und Temperatur achten. Auch frischen Kräutersalat bekommt das Jungtier. Und Hannah muss noch etwas für Hugo tun: „Normalerweise regt die Geiß den Stuhlgang ihres Babys an, indem sie am Po schleckt. Ich mache das im Prinzip auch, aber mit einem Papiertuch“, erklärt das Mädchen.

Inzwischen hat der kleine Kerl zweieinhalb Kilogramm zugenommen und ist richtig selbstbewusst geworden. Am Wohlsten fühlt sich Hugo aber in der Natur. Der Garten der Schäfers wurde zum Wildtiergehege umfunktioniert. Er versteckt sich in den Büschen, tollt herum und findet in der Gartenhütte seine Ruhe, wenn er möchte. Doch Hugo wird nicht immer bei den Schäfers bleiben. Im Herbst soll er ausgewildert werden. „Ich bin nicht traurig, wenn er gehen muss“, sagt Hannah. „Ich tue ihm damit ja etwas Gutes und er wird sich freuen, weil er ja ein Wildtier ist. Und er wird es auch bleiben.“ Bis dahin können Hugo und die Reh-Mama aber noch viele gemeinsame Spielstunden erleben.

FS Rehkitz Hugo

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