Brisante Pläne beim gelben Riesen: Poststellen droht ein radikaler Kahlschlag

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Nur bis zum Jahr 2020 garantiert die Post das Bestehen ihrer Filialen. Danach ist beim gelben Riesen alles möglich.

Tabula rasa bei der Post: Täglich werden neue Schliessungspläne bekannt. Am Dienstag kündigte der gelbe Riese an, 76 Filialen im Kanton Bern dichtmachen zu wollen. Am Mittwoch ging es um drei in Basel. Laut SonntagsBlick-Informationen ist morgen der Kanton Luzern dran. Und am Dienstag Zürich.

Während es für die Schalterbediensteten düster aussieht, glänzen die Geschäftszahlen: Am Freitag wurde publik, dass in den ersten vier Monaten des Jahres 267 Millionen Franken Gewinn erwirtschaftet wurden, 75 Millionen mehr als 2016.

Entscheid noch vor den Sommerferien

«Augen zu und durch», scheint das Motto von Postchefin Susanne Ruoff (58) zu sein. Ihre Filialen sind teilweise hoch defizitär. Noch vor den Sommerferien wird bekannt sein, wie viele Postfilialen in der Schweiz verschwinden sollen. Die meisten dürften in autonom betriebene Postagenturen umgewandelt werden – in Läden integrierte Postschalter.

An einigen Orten wird der Service aber auch ganz verschwinden. Noch gibt es etwa 1400 Postfilialen; nach dem Kahlschlag werden etwa 850 übrig sein.

Deutschland als Vorbild

Wer glaubt, damit sei das Schlimmste ausgestanden, könnte sich täuschen. Aus postinternen Quellen erfuhr SonntagsBlick: «Vorbild ist Deutschland.» Die Deutsche Post AG begann nach der Jahrtausendwende, Poststellen zu schliessen, teilweise unter grossem Protest wie in der Schweiz. Doch die Deutsche Post war effizient: Seit 2012 betreibt sie noch eine einzige Filiale selber – am Hauptsitz in Bonn. Alle anderen Poststellen sind mittlerweile ausgelagerte Agenturen.

Auch in der Schweiz ist im Prinzip keine Filiale sicher. Jenen, die jetzt bleiben dürfen, garantiert die Post das Weiterbestehen gerade mal bis 2020. Das Postgesetz würde es CEO Ruoff erlauben, auch die letzte Filiale zu schliessen. Es verlangt lediglich, dass jeder in der Schweiz wohnhafte Bürger innert 20 Minuten Fahrzeit Zugang zu Postdienstleistungen haben muss – ein Kriterium, das mit Postagenturen mühelos erfüllt werden kann.

«Vision zero» also bei der Post? Befürchtet wird, dass der Konzern mit den aktuellen Schliessungen nur den Weg für eine radikale Schrumpfkur freimacht.

«Der Kahlschlag wird weitergehen»

Mit diesem Szenario rechnet jedenfalls Roland Lamprecht (39), Zentralsekretär der Gewerkschaft Syndicom: «Nach 2020 wird es weitere Schliessungen geben. Der Kahlschlag wird weitergehen.» Seine Gewerkschaft hat ein Worst-Case-Szenario entworfen, das sich auf die von der Post selbst definierten Parameter stützt. So ist eine Poststelle sicher, wenn sie in einer Bezirks- oder Kantonshauptstadt steht. Oder wenn die Ortschaft mehr als 20’000 Einwohner hat.

Diesen Kriterien entsprechen laut Syndicom rund 288 Poststellen. Alle anderen müssen mit einer Schliessung rechnen. Lamprecht fordert deshalb von der Politik ein strengeres Postgesetz.

Bilanz wird 2019 gezogen

Und der gelbe Riese selbst? Er dementiert nicht. Und verspricht auch nichts. «Die Post wird Ende 2019 Bilanz ziehen», so Mediensprecherin Jacqueline Bühlmann. «Erst nach einer umfassenden Überprüfung aller wichtigen Indikatoren wird das weitere Vorgehen fest­gelegt.»

Dazu zählen laut Bühlmann die Markt- und die Konkurrenzsitua­tion, die personelle Situation bei der Post, die Entwicklung des Postgesetzes, das politische Umfeld und die technologische Situation. Mit anderen Worten: Jetzt ist alles möglich.

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