Deutscher Augenzeuge von Manchester: „Wir waren im Tunnel nach draußen, als wir über uns eine Explosion hörten“

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Es war ein lauter Knall in der Halle zu hören, gleich nach dem letzten Song von Ariana Grande. Irgendwo in der Nähe des Eingangs war etwas explodiert. Menschen lagen auf dem Boden, andere schrien in Panik, manche blutend. Alle, die konnten, liefen Richtung Ausgang in die dunkle Nacht. Auch Marc Kramer aus Essen war darunter. Er hatte das Konzert mit seiner Freundin besucht, die in Manchester lebt. „Wir waren schon im Tunnel nach draußen, als wir über uns eine Explosion hörten“, so der 21-Jährige. „Als wir den Knall hörten, dachten wir, das sei ein Feuerwerk. Dann haben wir Menschen laufen gesehen und sind mitgelaufen. Erst draußen haben wir erfahren, dass da eine Bombe explodiert ist.“ Dann hätten sie blutüberströmte Menschen gesehen. 
Kramer und seine Freundin waren von ihrer dritten Reihe in der Arena kurz vor Ende der Show aufgestanden und Richtung Ausgang gegangen. „Wir wollten einen Zug bekommen, deshalb haben wir gesagt, wir gehen eine Minute früher“, sagte Marc Kramer zu stern TV. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätte es das gewesen sein können.“  

22 Konzertbesucher wurden getötet, Kinder und Jugendliche aus dem Leben gerissen. 59 wurden zum Teil schwer verletzt. Der 22-jährige Attentäter Salman Abedi hatte offenbar einen Sprengstoffgürtel gezündet. 

Ein Bombenanschlag auf ein fröhliches Popkonzert mit lauter Teenagern im Publikum. Das Selbstmordattentat reiht sich inzwischen ein in die Serie grauenhafter Attacken, die Europa seit ein paar Jahren erschüttern. Die Abstände werden kürzer, der Schrecken lähmender. Was bleibt, sind Angst, Verzweifelung – und manchmal auch Resignation. Doch es soll kein Opfer des Terrors vergessen werden. Marc Kramer trägt auch heute noch das Konzertband um sein Handgelenk. Es ist schwarz.

„Wir sind erst einmal nur gerannt“

Bei stern TV berichtete der Essener , wie er den Anschlag in Manchester (üb)erlebt hat. „Ich hatte Angst. Mein erster Gedanke war: einfach weg hier! Und dann sind wir erst einmal nur gerannt“, so Marc Kramer im Gespräch mit Steffen Hallaschka. Das ganze Ausmaß habe er dann realisiert, als er aus der Halle raus war – „als ich die Polizei und die Sanitäter gesehen habe.“ Dass er tatsächlich am Ort eines Terroranschlags war, habe er jedoch erst am nächsten Morgen verstanden, als er die Medienberichte sah. Marc Kramer ist vor seinem Rückflug nach Deutschland noch einmal zu der Arena in Manchester gegangen. Er habe sich noch einmal damit auseinandersetzen wollen – und auch den trauernden Menschen dort eine Stütze sein wollen, so der Essener.

Zu den Sicherheitsvorkehrungen bei dem großen Konzert von Ariana Grande am Montagabend sagte er: „Es wurde auf Sicherheit geachtet“, sagte der 21-Jährige. „Bei mir haben sie die Tasche kontrolliert. Sie haben Rucksäcke zum Teil ganz ausgepackt, um zu sehen, was darin ist.“ Nach dem Konzert allerdings habe es keine Kontrollen mehr gegeben. „Das ging gar nicht. Da sind viel zu viele Leute rausgeströmt“, so Kramer zu Steffen Hallaschka.  

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