Krimi-Check: Thiels Tochter und Boernes Haarpracht – so wird der Münster-„Tatort“

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Worum geht’s in diesem „Tatort“?

Der neue Fall aus Münster beginnt wie nicht anders zu erwarten mit einem Gag: Eine Frau steht vor dem Haus ihres Exfreundes und fordert ihn auf, den Mantel herunterzuwerfen. Runter fällt ein Frottee-Bademantel – allerdings mit dem Ex drin. Das ist der erste von zwei Morden, mit denen sich Thiel und Boerne beschäftigen müssen. Kurz darauf wird ein Investigativ-Journalist umgebracht. Die schrägen Ermittler brauchen lange um dahinter zu kommen, in welcher Verbindung die beiden Morde zueinander stehen.

Warum lohnt sich der Krimi?

Jeder kennt jeden, und alles hängt mit allem zusammen. Das sind die beiden Grundprinzipien, mit denen die Münsteraner „Tatorte“ die komplexe Gegenwart auf einen überschaubaren Kosmos herunterbrechen. Auch diesmal gelingt es wieder, die privaten Geschichten der beiden Hauptfiguren so einzubauen, dass sie zur Lösung des Falles führen.

30-‚Verstehen Sie Spaß?‘: Die pupsende ‚Tatort‘-Leiche! 12.33

Was nervt?

Der Münster-„Tatort“ war noch nie für besonders feinsinnigen Humor bekannt. Dafür waren die Frotzeleien zwischen Thiel und Boerne lange Zeit ziemlich amüsant. Inzwischen erhärtet sich jedoch der Eindruck, dass nach 30 gemeinsamen Fällen jeder mögliche Witz einmal gemacht wurde. Wenn der Gerichtsmediziner ein Jagdlied schmettert und der Kommissar sich entnervt die Ohren zuhält, sprüht kein humoristischer Funke mehr. Das Feuer scheint erloschen. Vielleicht reicht es aber auch, wenn die Dauerschreiber Stefan Cantz und Jan Hinter, aus deren Feder fast die Hälfte aller Münster-„Tatorte“ stammt, anderen Autoren eine Chance geben. 

Die Kommissare?

Wie immer arbeiten sich die Ermittler mindestens ebenso an ihren privaten Problemen ab wie an dem Fall. Während Thiel (Axel Prahl) eine Tochter zugelaufen kommt, kämpft Boerne (Jan Josef Liefers) gleich an zwei Fronten: Er büffelt für die Jagdprüfung und sucht zudem händeringend ein Mittel gegen den immer deutlicher sichtbaren Haarausfall. Unnötig zu sagen, dass alles zusammen – die Tochter, die Jägerei und das Haarmittel – irgendwie zur Aufklärung des Verbrechens beiträgt.

Ein- oder ausschalten?

Früher krönten die Münsteraner „Tatort“-Folgen den Sonntag und führten beschwingt in die Arbeitswoche. Dieser Fall ist bestenfalls routiniertes Mittelmaß. Für den Small Talk am Kaffeeautomat gibt „Fangschuss“ jedenfalls nicht viel her. An ein Best of Thiel und Boerne beim Mittagessen gar nicht zu denken.

Tatort Wissen für Angeber 19.30

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