Großer Akkordeonist: Zurück zu den Wurzeln: Gallianos «New Jazz Musette»

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Mit «Spleen» und «New Musette» fing alles an für den großen Akkordeonisten Richard Galliano. Seit Mitte der 80er Jahre veröffentlichte der Franzose diese beiden Alben, auf denen er den Jazz und die Folklore seines Heimatlandes – speziell der Stadt Paris – innovativ zusammenführte.

«Erschaffe einen ‚Musette Neuve‘-Stil, so wie ich den ‚Tango Nuevo‘ erfunden habe», hatte ihm der stilprägende argentinische Bandoneonist Astor Piazzolla (1921-1992) zuvor empfohlen. Also wandte sich Galliano ein Stück weit ab vom amerikanischen Jazz und begann eine Karriere, die bis heute von vielen Grenzüberschreitungen und stimmigen Crossover-Produktionen geprägt ist.

Nun also gleich ein Doppelalbum mit 18 eigenen Stücken, das schon im Titel «New Jazz Musette» direkt bei den Frühwerken anknüpft. Der 66-jährige Galliano kehrt zurück zu seinen Wurzeln und feiert damit zugleich eine drei Dekaden währende Laufbahn als Plattenkünstler.

Wieder fand er erstklassige Mitstreiter. Mit dem Gitarristen Sylvain Luc (Georges Moustaki, Wynton Marsalis, Jacky Terrasson) arbeitete Galliano bereits in den 90er Jahren, beide brachten 2015 als Duo die Edith-Piaf-Hommage «La vie en rose» heraus. Bassist Philippe Aerts (Chet Baker, Lee Konitz, Charlie Mariano) ist seit langem Mitglied von Galliano-Trios und -Quartetten, auch Drummer André Ceccarelli (John McLaughlin, Stan Getz, Sting) war dort schon aktiv.

Bemerkenswert ist immer wieder, wie federleicht jede noch so unterschiedliche Musik bei Richard Galliano klingt. Ob Bach, Vivaldi oder Mozart, die Piaf, Brasilianisches oder Filmmusik von Nino Rota – der Mann drückt jeder Stilrichtung mit seiner grandios gespielten «Quetschkommode» einen speziellen Stempel auf.

So sind auch die beschwingten Walzer und melancholischen Chansons von «New Jazz Musette» wieder eine adäquate Spielwiese für die Virtuosität dieses Ausnahmemusikers. Was Anfang des 20. Jahrhunderts in den Pariser Banlieues bei den Arbeitsmigranten entstand, wird spätestens in Gallianos Interpretation zu zeitlos großer Kunst.

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