Krimi-Check: Mord und Frohsinn – so wird der Karnevals-„Tatort“

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Worum geht’s in diesem „Tatort“?

Zu Beginn stürzt sich die 17-jährige Evelyn Pösel von einer Brücke in den Rhein. Sie war Tänzerin bei der Karnevalsgruppe „De Jecke Aape“ („Die verrückten Affen“). Kurz darauf ist auch ihrer Trainerin Elke Schetter tot. Ein Mordmotiv hätten viele. Zum Beispiel die Eltern von Evelyn – denn Schetter hat ihre Tochter eiskalt abserviert und aus der Tanzgruppe gedrängt. Oder die Tänzerinnen, die von ihr bis zur Verzweiflung getriezt wurden. Vor allem der cholerische Vereinspräsident Günther Kowatsch (Herbert Knaup) ist verdächtig, der mit der Arbeit der Tanztrainerin unzufrieden war und deswegen ständig mit ihr aneinander geriet. Doch wem ist tatsächlich ein Mord zuzutrauen? 

Warum lohnt sich der Krimi?

Dass vermeintlich leichte Unterhaltung oft das Produkt harter Arbeit ist, wird gerne vergessen. Das gilt auch für Karnevalsveranstaltungen. Büttenredner, Bands und Tanzgruppen trainieren oft monatelange auf die fünfte Jahreszeit hin. Der Köln-„Tatort“ zeigt, welchem Druck Karnevalisten ausgesetzt sind. Das wird meisterhaft verdeutlicht an der Figur von Rainer Pösel (Tristan Seith), der mit seinen Ambitionen mitverantwortlich ist für den Suizid seiner Tochter und der aus alledem nichts gelernt hat: Er triezt seinen humoristisch gänzlich unbegabten Sohn zu einer Karriere als Büttenredner – worunter dieser sehr leidet.

Was stört?

Ein dominanter Vereinspräsident, eine kaltherzige Tanzlehrerin, zickige Tänzerinnen und überehrgeizige Eltern – viele Figuren in diesem „Tatort“ werden arg holzschnittartig gezeichnet. Etwas mehr Differenzierung und Dreidimensionalität hätte das Drehbuch von Jürgen Werner noch besser gemacht.

Die Kommissare?

Das Thema Karneval wird hier auch auf der privaten Ebene weitergespielt: Während sich Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) als Karnevals-Hasser outet, sucht Freddy Schenk (Dietmar Bär) fieberhaft ein Karnevalskostüm für seine Enkelin. Dabei ist ihm der Lebensgefährte seines Assistenten Tobias Reisser (Patrick Abozen) behilflich. Dass der jedoch seinen Partner auf dem Polizeirevier küsst, stellt Freddys Toleranz auf eine harte Probe. Und zeigt, dass das Motto der rheinischen Toleranz – „Jede Jeck is anders“ – noch lange nicht für jede Gruppe gilt.

„Tatort“ ein- oder ausschalten?

Eine Woche später wäre vom Timing noch besser, doch auch so passt die Folge perfekt in die Zeit. Deshalb: unbedingt einschalten.

Tatort Wissen für Angeber 19.30

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